Am 29. April 1885 wurde Egon Kisch in Prag als Sohn eines jüdischen Tuchhändlers geboren. Schon während seiner Schulzeit veröffentlichte „Egonek“, wie er von Familie und Freunden liebevoll genannt wurde, erste Gedichte unter dem Pseudonym Erwin, das zu seinem zweiten Vornamen werden sollte. Kisch schlug später eine Karriere als Journalist ein. Für die Prager Zeitung „Bohemia“ deckte er 1913 eine Spionageaffäre auf. In den folgenden Jahrzehnten erlangte der weitgereiste Kisch als „der rasende Reporter“ – so der Titel eines seiner Reportagebände, mit denen er neue Maßstäbe im Journalismus setzte – große Bekanntheit. Kisch, der erst in Prag und dann in Berlin lebte, war als Jude und Kommunist nach 1933 gezwungen, ins Exil zu gehen. Sein weiterer Weg führte unter anderem nach Australien, in die USA und Mexiko.
Christian Buckard hat eine umfassende Biographie vorgelegt, die den Ausnahme-Reporter durch sein unfassbar ereignisreiches und gelegentlich auch tragisches Leben begleitet. Dabei fragt er stets auch danach, inwiefern Kischs Identität als Jude eine Rolle in seinem Leben spielte. Immer wieder ergänzen Abschnitte mit längeren wörtlichen Zitaten aus den Quellen Buckards detailreiche Erzählung. Sie zeugen von der umfassenden Recherche des Autors und geben lebendige Einblicke in die Wahrnehmung von Kisch, seinen unmittelbaren Mitstreitern und Zeitgenossen. aj
Christian Buckard, Egon Erwin Kisch. Die Weltgeschichte des rasenden Reporters. Die Biografie. Berlin Verlag, Berlin/München 2023, 448 Seiten, € 28,–.