Ludwig XIV. lohnt in vielerlei Hinsicht eine Biographie: Seine politische Bedeutung für Frankreich wie für Europa, seine glanzvolle Hofhaltung und sein Mäzenatentum, seine unermüdliche Regierungstätigkeit, aber auch sein lange turbulentes Liebesleben sind nur einige der Facetten einer Persönlichkeit, die schließlich ein ganzes Zeitalter geprägt hat. Hierzulande wird sie jedoch vielfach immer noch wegen der zahlreichen durch die französische Außenpolitik entfesselten Kriege eher negativ eingeschätzt. Letzteres mag der Grund dafür sein, daß es kaum deutsche Autoren gibt, die sich an eine ausführliche Biographie dieses Monarchen herangewagt haben.
Diesen Mangel behebt das Buch von Uwe Schultz nun weitgehend. Es ist überaus lebendig geschrieben, liest sich über lange Passagen fast wie ein Roman und behandelt ausführlich die verschiedenen Aspekte der Lebensgeschichte Ludwigs XIV., von den Jugendjahren unter seinem Mentor Mazarin bis zu seinem qualvollen Ableben nach 54jähriger aktiver Regierung. Dem kritischen Leser fallen zwar manche kleine Unrichtigkeiten auf (so werden die prozentualen Anteile des Adels und des Klerus an der Gesamtbevölkerung zu hoch und der Anteil der Bauern viel zu niedrig angesetzt), und die eingehenden Beschreibungen der königlichen Familienkonflikte und Liebschaften könnten kürzer sein.
Dafür überzeugen die Schilderung des Colbertschen Finanz- und Wirtschaftssystems, der Religionspolitik Ludwigs und des Glanzes seines Versailler Hofes als Instrument königlicher Machtentfaltung sowie schließlich die Darstellung seiner meist mit fadenscheinigen Argumenten eingeleiteten Kriege, die am Ende infolge des dafür nötigen finanziellen Aufwands für Heer und Flotte zum Ruin der Staatsfinanzen führten. Die gut ausgesuchten Illustrationen tragen sehr zur Anschaulichkeit des Buches bei. Wer sich mit diesem König näher beschäftigen will, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen.
Rezension: Erbe, Michael