Nicht nur für die Zeitgenossen unfassbar waren die Schrecken und Gewaltexzesse des Dreißigjährigen Krieges. Kein anderer literarischer Text vermittelt hautnaher und packender, heiterer und erschütternder die Kriegsrealität als der „Abenteuerliche Simplicissimus Deutsch“ des Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, veröffentlicht 1668. Reinhard Kaiser ist eine neue Ausgabe dieses wichtigen Werks zu verdanken, die un‧bedingt zur Neuentdeckung des Klassikers einlädt, denn er hat das sperrige Deutsch des 17. Jahrhunderts in eine gut lesbare und farbige Fassung übertragen.
Wer Hintergrundinformationen zum Krieg 1618 bis 1648 sucht, der kann jetzt zu einem Bändchen von Johannes Arndt greifen. Er öffnet den Blick über den „Deutschen Krieg“ hinaus auf ganz Europa und schildert die politische und konfessionelle Ausgangsposi-tion, die verschiedenen Phasen des Kriegs sowie die Ergebnisse des Friedensschlusses. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der Herausbildung einer „militärischen Gesellschaft“, die sich im 17. Jahrhundert neben den überkommenen Ständen etablierte, den Leiden der Zivilbevölkerung und der Verarbeitung des Kriegs in den Druckmedien. Schade nur, dass Arndt in seinen Überlegungen zur Prägung der Gesellschaft durch Politik und Konfession an der alten These der „Sozialdisziplinierung“ festhält, die allein den disziplinierenden Einfluss des Staates auf Denken und Handeln der Bevölkerung behauptet, statt deren eigene Handlungsmöglichkeiten zu berücksichtigen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger