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Das Medium Buch trotzt dem Wandel der Zeit

Helmut Hilz

Das Medium Buch trotzt dem Wandel der Zeit

dam0723bue10.jpgDie Rolle des Buches vom Altertum bis in die Gegenwart auf 128 Seiten Kleinformat in der bewährten Reihe „C. H. Beck Wissen“ darzustellen macht große Syntheseleistungen erforderlich. Helmut Hilz, Leiter der Bibliothek des Deutschen Museums in München, ist diese historische Gesamtbetrachtung prinzipiell gut gelungen: Acht Oberkapitel widmen sich gleichrangig den Entwicklungsstufen des Buches.

Besonders im Anfangskapitel zur Frühgeschichte der Schrift im Vorderen Orient und zu Buchformen im antiken Griechenland und Rom wird eine klare Definition des Buches als Konstante in seiner 5000-jährigen Geschichte vermisst. Der Hauptfokus liegt auf den europäischen Entwicklungslinien, die global kontextualisiert werden: So wird im Vergleich zum handschriftlichen europäischen Mittelalter die ostasiatische Buchkultur hervorgehoben, wo bereits im 8. Jahrhundert der Block- und Holztafeldruck die Vervielfältigung eines breiten Textangebots ermöglichte.

In Europa schuf Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern die Voraussetzungen für die Reformation und den Wissenswandel der Neuzeit. Als Schattenseite führte die koloniale Verbreitung der europäischen Technik vielfach zur Auslöschung indigener Buchformen. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert ermöglichte die Massenproduktion von Druckerzeugnissen, was auch die Auflagezahlen von Zeitungen- und Zeitschriften in die Höhe schnellen ließ. Auch hier stellt sich die Definitionsfrage des Buches wieder: Sollte dieses nicht klarer von der periodischen Presse differenziert werden?

Hilz erläutert stets gut die politischen Rahmenbedingungen: Zensurmaßnahmen können bis heute den Buchvertrieb und -besitz stark einschränken, besonders im Nationalsozialismus erfuhr die gezielte Vernichtung von Büchern drastische Ausmaße. Die Prophezeiungen der Nachkriegszeit, die den Untergang des gedruckten Buches in der multimedialen Welt neben Hörfunk und Fernsehen voraussagten, haben sich nicht bewahrheitet. Die digitale Wende unserer Gegenwart hat Buchinhalte auch digital verfügbar gemacht. Angesichts dieser größten Herausforderung für die Zukunft des gedruckten Buches bleibt Hilz optimistisch, den haptischen Reiz und den Wunsch nach Technologieunabhängigkeit der Leserinnen und Leser sieht er überwiegen.

Leider bedingt das Reihenformat, dass die Objekthaftigkeit und Materialität, die die Faszination des Buches ausmachen, in dem Werk kaum vermittelt werden können. Über den Fokus auf die historischen Entwicklungslinien hinaus wären exemplarische Buchtitel zur Illustration des Beschriebenen erfreulich. Die ausgewählten Schwarz-Weiß-Abbildungen zur Buchproduktion können die Anziehungskraft des Buches nicht ausreichend vermitteln. Betrachtet man den Band als nüchterne wissenschaftliche Darstellung, wird wiederum die Einbeziehung des Forschungsstands vermisst. Es ist zugegebenermaßen schwierig, in dem gewählten Format alle möglichen Interessenten zufriedenzustellen. Insgesamt ist der Band als Überblickswerk gut geeignet.

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Rezension: Dr. Mona Garloff

Helmut Hilz
Geschichte des Buches
Von der Alten Welt bis zur Gegenwart
Verlag C. H. Beck, München 2022, 128 Seiten, € 12,–

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