Ein glücklicherweise kompliziertes und unordentliches Buch haben wir, laut Vorwort der Autorin, vor uns. Mary Beard verkündet dort, dass sie nicht mit dem Gegenstand „ordentlich aufräumen“ wolle. Ganz so ist es aber dann doch nicht; die systematischen Fragen des Worüber, Wann und Wer, des Lachenmachens und Selberlachens, werden schon behandelt, auch mit Rückgriff auf das Griechische.
Vor allem aber quillt das Buch über von Beispielen und Schilderungen des Lachens in Wort und Schrift, an denen man sich fest‧lesen kann und die man weiterverfolgen muss, so dass das Buch in der Rezeption mehr Zeit braucht, als der Text dies vorgibt. Hinzu kommt natürlich, dass Gegenwärtiges, auch der englische Witz, in allerlei Geschichten ausgiebig zur Sprache kommt.
Das Buch ist zwar eine Fundgrube, zugleich ist es aber doch streng aufgebaut. Es besitzt einen einleitenden, Allgemeines behandelnden ersten Teil und einen vorwiegend chronologischen, wegen der Quellenlage mit dem Hauptgewicht auf der Kaiserzeit liegenden zweiten Teil. Dennoch wird, sachgerecht, die Republik mit Plautus und Terenz nicht vernachlässigt, und natürlich hat Cicero eine maßgebliche Rolle. Er als praktischer Anwalt und Politiker musste in seinen Reden darauf achten, dass die Zuhörer auch etwas zu lachen hatten. So etwa in dem Fall, als Cicero den Vorwurf des Inzests zwischen den Geschwistern Clodius und Clodia – er aufrührerischer Volkstribun, sie bekannt für ihr heftiges Liebesleben – so ausdrückte, dass er Clodius den Ehemann Clodias nannte und sich dann verbesserte: „Bruder wollte ich sagen, hier verspreche ich mich immer“. Und Cicero hat, vor allem in dem Dialog „Vom Redner“, über diese Dinge in unterhaltsamer Weise nachgedacht. Vielleicht hätte intensiver dar‧über berichtet werden können, dass und wie gern er selbst gelacht hat.
Die antike Literatur über das Lachen und das Komische, teils in Sammlungen, teils in theoretischen Werken niedergelegt, wird ausgiebig besprochen. Zahlreiche Bezugnahmen und Auseinandersetzungen mit neuzeitlichen Forschungen – vom russischen Literaturtheoretiker Michail Bachtin bis zu Sigmund Freud – gewährleisten, dass das überaus lesbare Buch in der heutigen Wissenschaft fest verankert ist. Gewiss kommt, schon aus Gründen des historischen Zusammenhangs mit der römischen Kultur, das Griechische nicht zu kurz; dennoch wünschte man sich, dass dessen Lachkultur zukünftig ausführlicher dargestellt wird. Dann würden Forschungen, die hier unerwähnt blieben, zur Geltung kommen wie etwa die klugen, schönen und weiter‧führenden Bücher „I giovani amano il riso“ von Dina Micalella oder „Die hämische Muse“ von Isolde Stark.
Rezension: Prof. Dr. Wolfgang Schuller