Als großer Feldherr, einflussreicher Alleinherrscher, als erster christlicher Kaiser und gar als Stammvater Europas, so wird Konstantin der Große in Historiographie und Erinnerungskultur gesehen. Einig sind sich alle über die enorme Bedeutung der kaiserlichen Politik für den Aufstieg des Christentums; nicht nur durch die vielfältige Förderung des christlichen Kultes, sondern auch durch die christliche Erziehung der kaiserlichen Söhne. Umstritten ist jedoch, welches Verhältnis Konstantin wirklich zum Christentum hatte. Mehrere neue Titel sind über den römischen Kaiser erschienen, die jeweils unterschiedliche Akzente setzen.
Oliver Schmitt, der eine anregende, anschauliche, dabei seinen Protagonisten überaus kritisch betrachtende Biographie vorlegt, betont sehr pointiert, dass Konstantin zwar durchaus den Beistand des Christengottes für sich suchte und sich in dessen Auftrag wähnte, aber „vom Wesen des Christentum so gut wie nichts begriff “. So sei er trotz aller Sympathien für das Christentum dem Sonnenkult weiter zugeneigt geblieben, wie die riesige Statue des Kaisers als Sonnengott, die dieser in seiner im Jahr 330 gegründeten Hauptstadt Byzanz/Konstantinopel aufstellen ließ, zeige.
Rezension: Talkenberger, Heike