Das Leben als Theater und die Menschen als Schauspieler in wechselnden Rollen – so begriff man sich gern im galanten 18. Jahrhundert. Ein großer Repräsentant dieses Zeitgeistes war Giacomo Casanova (1725–1798), Schriftsteller und berühmt-berüchtigter Frauenheld.
Casanova, dessen Eltern ihn früh verließen, verbrachte Kindheit und Jugend bei seiner Großmutter. Es folgte ein unstetes Leben mit zahlreichen Ortswechseln. Die letzten 13 Jahre vor seinem Tod verbrachte der Venezianer im böhmischen Dux. Hier schrieb er seine Memoiren, beginnend mit der spektakulären Flucht des wegen Blasphemie Verurteilten aus dem veneziani‧schen Staatsgefängnis. Kennzeichnend für diese Schilde‧rung wie für die Memoiren überhaupt ist die Mischung aus Dichtung und Wahrheit, die dem Biographen nur bedingt Auskünfte über die wahren Begebenheiten gewährt.
Umso schwieriger ist es, dem Mann „hinter der Maske“ nachzuspüren, was sich Ingo Hermann in seiner lesenswerten Biographie vorgenommen hat. Der Autor schildert die vielen Rollen Casanovas – Kirchenmann, Verführer, Liebhaber der Wissenschaft oder Geheimagent; darüber hinaus entsteht das Bild einer schillernden Persönlichkeit im Kontext ihrer Zeit.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger