Wenn es einen Begriff gibt, mit dem die Romantikerin Caroline Schlegel-Schelling zuverlässig verbunden wird, so ist es der der Freiheit. Ihr Wille, sich nicht durch gesellschaftliche Konventionen beschränken zu lassen, sondern ihre Überzeugungen, Gefühle, ihren Traum vom Glück gegen alle Widerstände zu leben, ließ sie zur Ikone der Frauenbewegung werden. Dieses Frauenleben vermag auch heute noch zu fesseln.
Vor 250 Jahren wurde Caroline als Tochter des Göttinger Professors Johann David Michaelis geboren. Befreit von einer Konventionsehe durch den frühen Tod des Mannes, begeisterte sie sich für die Ideale der Französischen Revolution, mit denen sie während der Mainzer Republik hautnah in Berührung kam: Sie wurde von einem 19-jährigen französischen Leutnant schwanger, wurde wegen ihrer Verbindungen zu den Mainzer Jakobinern um Georg Forster inhaftiert und gebar „ein Kind der Glut und der Nacht“. Derart kompromittiert, wurde sie als „leichtfertiges Frauenzimmer“ diffamiert, erfuhr aber Unterstützung durch die mit ihr befreundeten Brüder Schlegel. August Wilhelm heiratete sie, um sie aus ihrer unhaltbaren Situation zu befreien.
Caroline wurde zum weiblichen Mittelpunkt des Jenaer Kreises, jenes berühmten Zusammenschlusses der Frühromantiker, arbeitete als Übersetzerin und Schriftstellerin. Dass sie sich später von August Wilhelm Schlegel scheiden ließ, um den zwölf Jahre jüngeren Philosophen Friedrich Schelling zu heiraten, zeigt einmal mehr, dass sie auch nicht den gesellschaftlichen Skandal scheute, wenn es um ihre Liebe ging.
Über diese so faszinierende Frau, von der Schelling schrieb: „Man musste sie ganz oder gar nicht lieben“, sind schon einige gute Biographien erschienen, zuletzt diejenigen von Eckart Kleßmann („Universitätsmamsellen“, Frank- furt am Main 2008) und von Brigitte Roßbeck (München 2009). Nun hat Sabine Appel, vielleicht inspiriert durch das Jubiläum, eine weitere Lebensschilderung verfasst. Ihr Buch ist schwungvoll geschrieben und stellt Caroline mitten hinein in die turbulente Umbruchzeit um 1800. Viel Neues hat es aber gegenüber den schon vorhandenen Publikationen nicht zu bieten.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger