Wer wird Josephine Baker nicht mit dem berühmten „Bananenrock“ vor sich sehen, in dem sie für das französische Publikum tanzend zum Inbegriff der Exotik wurde und Begeisterungsstürme auslöste? Doch Baker war mehr als ein skandalhungriges Showgirl, wie man aus der neuen Biographie von Mona Horncastle über die schwarze Künstlerin mit Weltruhm erfahren kann.
1906 in St. Louis als Tochter einer Wäscherin geboren, wurde Josephine zutiefst durch die blutigen Rassenunruhen von 1917 geprägt, bei denen es zu zahlreichen vornehmlich afroamerika-nischen Todesopfern kam. Zeit ihres Lebens setzte sich Baker gegen die Rassentrennung in den USA ein, kämpfte für die Freiheit aller Menschen. Während sie in Paris und später in Berlin wahre Triumphe feierte, erlebte sie in ihrem Heimatland immer wieder rassistisch motivierte Ablehnung. Atemberaubend waren nicht nur Bakers Bühnenauftritte, sondern auch die Aktivitäten der nun französischen Staatsbürgerin in der Résistance und für den Geheimdienst. Horncastle ordnet das wechselvolle Leben ihrer Protagonistin in den historischen Kontext ein und idealisiert sie nicht. Vielmehr charakterisiert sie sie in all ihrer Widersprüchlichkeit zwischen Engagement und Extravaganz.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Mona Horncastle
Josephine Baker
Weltstar, Freiheitskämpferin, Ikone
Die Biografie
Molden Verlag, Wien/Graz 2020, 252 Seiten, € 28,–