Noch immer ist die Annahme verbreitet, dass es sich beim Mittelalter um eine Epoche handelt, in der Bildung und Kultur stagnierten. Der Mittelalter-Historiker Jürgen Sarnowsky hat aus den Vorlesungen, die er während seiner Zeit als Professor an den Universitäten Berlin und Hamburg zum Thema „Bildung und Wissenschaft im Mittelalter“ gehalten hat, jetzt ein Buch gemacht, das einen ganz anderen Eindruck vermittelt.
Der Autor skizziert darin zum einen die Entwicklung der Bildungsinstitutionen von den Klosterschulen des frühen Mittelalters über die Kathedralschulen bis zur Universität und zum Schulwesen des späten Mittelalters. Zum anderen vermittelt er, wie sich die verschiedenen Lehrpläne, Disziplinen und Themen im Lauf der Jahrhunderte veränderten – auch durch die zunehmende Beschäftigung mit antiken und arabischen Denkern und Autoren.
Entstanden ist ein detailreiches Überblickswerk, das die wachsende Vielfältigkeit der Gedanken, Ansätze und Konzepte im Mittelalter abbildet. Die Lektüre ist nicht nur für Studierende der Geschichte, sondern für alle, die sich wissenschaftlich fundiert durch die Bildungsgeschichte des Mittelalters führen lassen möchten, lohnenswert.
Rezension: Anna Joisten
Jürgen Sarnowsky
Bildung und Wissenschaft im Mittelalter
Brill / V&R Unipress, Göttingen 2022, 367 Seiten, € 50,–