Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Bett. In der Regel werden wir dort gezeugt und auf die Welt gebracht. Und auch der Tod ereilt viele Menschen in der Horizontalen. Aber – vom urgeschichtlichen Bett unter Felsüberhängen bis zur hochmodernen Schlafkapsel – schon immer wussten die Menschen noch mehr darin anzustellen. So wurde im Bett auch gegessen, gearbeitet, kommuniziert und regiert. Angesichts dieser Bedeutungsfülle ist es erstaunlich, dass die Kulturgeschichte das Thema bislang vernachlässigt hat. Diese Lücke versuchen die Archäologen Nadia Durrani und Brian Fagan zu schließen. Sie haben die „besten Bettgeschichten“ ausgesucht und in zehn thematischen Kapiteln aneinandergereiht.
Sie erzählen zunächst die Geschichte des Bettes als Artefakt, das die Menschheit seit Jahrtausenden begleitet. Es folgen Ausführungen über das Bett als Ort für Schlaf, Sex, Geburt, Tod, auf Reisen, als Ausgangspunkt für Politik und Demonstration von Macht. Die Autoren springen dabei häufig zwischen verschiedenen Epochen und Räumen hin und her. Angesichts der Fülle an Informationen und Anekdoten verliert man leicht den Überblick. Wer kurzweilige Unterhaltung sucht und etwa erfahren möchte, was Ludwig XIV. damit zu tun hatte, dass Frauen überhaupt erst anfingen, ihre Kinder im Bett zu gebären, kann an dieser Lektüre dennoch viel Freude haben.
Rezension: Anna Joisten
Nadia Durrani/Brian Fagan
Was im Bett geschah
Eine horizontale Geschichte der Menschheit
Verlag Philipp Reclam jun., Ditzingen 2022, 269 Seiten, € 24,–