Wer im Jahr 1518 von Stralsund aus zum heiligen Jakobus nach Santiago de Compostela pilgern wollte, war besser beraten, wenn er ein Schiff bestieg. In neun Wochen gelangten Pilger auf diesem Weg zum Hafen nach A Coruña und waren damit erheblich schneller als auf dem Landweg. Zudem war die Gefahr, an Bord eines Schiffes Räubern zum Opfer zu fallen, deutlich geringer. Dafür belastete die Schiffsreise den Geldbeutel des Pilgers stärker. Aber egal, ob mit dem Schiff oder zu Fuß: Pilger, die im Spätmittelalter eine Wallfahrt antraten, mussten mit zahlreichen Herausforderungen rechnen.
Den Land- und Wasserwegen spätmittelalterlicher Pilgerreisen widmet sich nun ein neuer Sammelband. Die enthaltenen Beiträge gehen auf die Jahrestagungen 2019 und 2020 der Deutschen Sankt-Jakobus-Gesellschaft zurück. Die beteiligten Autorinnen und Autoren nehmen Großprojekte wie Brückenbauten in den Blick, fragen nach den Bedingungen von Schiffspilgerfahrten und vergleichen Vor- und Nachteile von Land- und Wasserwegen für die Pilger. Beleuchtet werden dabei nicht nur Reisen zu den populären Wallfahrtsorten Rom, Jerusalem und Santiago de Compostela, sondern auch unbekanntere Pilgerziele wie der Erfurter Dom.
Rezension: Anna Joisten
Hartmut Kühne/Christian Popp (Hrsg.)
Pilgern zu Wasser und zu Lande
Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2022, 504 Seiten, € 58,–