Für die große Italienreise, die der bayerische Kurprinz Karl Albrecht 1715/16 unternahm, wurden keine Kosten und Mühen gescheut. In neun Monaten reiste er von München über Salzburg und Innsbruck, Verona und Venedig nach Rom und von dort – mit einem Abstecher nach Neapel – über Florenz, Genua, Mailand und den Lago Maggiore zurück in die bayerische Residenzstadt. Zwar entsprachen diese Stationen einer klassischen Italienreise, doch mit rund 70 Personen war das Gefolge Karl Albrechts ungewöhnlich groß; dazu kamen sehr kostspielige Geschenke, die er auf seiner Tour verteilte.
Warum trieb man einen derartigen Aufwand? Wie ist diese bayerische Tour in den historisch-politischen Kontext einzuordnen? Und welche Funktionen erfüllte überhaupt eine Prinzenreise? Das sind Kernfragen eines Sammelbandes, der unterschiedlichste Aspekte des Themas zusammenführt. Einige Beiträge befassen sich mit der Kavalierstour überhaupt, den Reisen früherer bayerischer Prinzen sowie der politischen Situation im Kurfürstentum Bayern unter Max II. Emanuel. Andere Aufsätze legen ihren Schwerpunkt auf die konkreten Begegnungen vor Ort, die sie unter dem Aspekt der symbolischen Kommunikation analysieren. Hier kommt der Besuch von Opern und Tanzveranstaltungen ebenso in den Blick wie der Aufenthalt Karl Albrechts am Papsthof.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Andrea Zedler/Jörg Zedler (Hrsg.)
Prinzen auf Reisen
Die Italienreise von Kurprinz Karl Albrecht 1715/16 im politisch-kulturellen Kontext
Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2017, 364 Seiten, € 50,–