Mit dem Aufstieg der Globalgeschichte kamen auch immer stärker die Weltmeere in den Blick, bildeten sie doch schon seit frühester Zeit Kontaktzonen zwischen den Menschen und ermöglichten den Austausch von Waren und Ideen. Der in Cambridge lehrende Historiker David Abulafia nimmt den Leser in seiner „Weltgeschichte“ mit auf eine abwechslungsreiche Reise über die großen Ozeane. In einzelnen Kapiteln stehen der Pazifik – „der älteste Ozean“ –, der „mittlere“, Indische Ozean sowie der „junge“ Atlantik im Zentrum. Im vierten Teil nimmt der Autor die Zeit von der „Entdeckung“ Amerikas 1492 bis 1900 unter dem Motto „Ozeane im Austausch“ in den Blick, während die „Beherrschung der Ozeane“ bis in das Jahr 2000 betrachtet wird.
Eine Fülle von Informationen und Geschichten breitet Abulafia vor dem Leser aus. So eröffnet etwa die intensive Betrachtung des Indischen Ozeans viel Neues, denn hier beherrschen nicht wie sonst oft die Europäer die Geschichtserzählung. Stattdessen lesen wir von ägyptischen Expeditionen auf der Suche nach dem Land „Punt“, von Pionierfahrten der Perser Richtung Afrika oder von wichtigen Akteuren der Kulturvermittlung wie indischen und arabischen Händlern, von buddhistischen Mönchen oder von malaiischen und chinesischen Seefahrern.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
David Abulafia
Das unendliche Meer
Die große Weltgeschichte der Ozeane
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021, 1132 Seiten, € 68,–