Die „Antifa“ polarisiert: Für die einen steht die Bewegung für notwendiges zivilgesellschaftliches Engagement gegen rechts, für die anderen beherbergt sie radikale Gewaltbereite und Gefährder der Demokratie aus der „linken Ecke“. Aber was und wer verbirgt sich hinter der Bewegung? Dieser Frage hat der Zeithistoriker Richard Rohrmoser nachgespürt. Er beleuchtet die facettenreiche Geschichte der deutschen „Antifa“ vom Aufruf zum Widerstandskampf gegen den Nationalsozialismus durch die KPD Ende der 1920er Jahre über die Entstehung der „autonomen Antifa“ in den 1980er Jahren bis in unsere Gegenwart.
Im Gesamten zeichnet der Autor ein differenziertes Bild der Antifaschismus-Bewegung in Deutschland. Vor allem macht das Buch deutlich, dass es nicht die eine „Antifa“ gibt und dass Antifaschismus ein breites politisches Aktionsfeld ist, in dem sich verschiedene Gruppen, NGOs, Parteien und Gewerkschaften engagieren. Der Autor betont, dass es sich um eine Bewegung handelt, die „keine Anschrift, kein Büro und keine offiziellen Sprecher*innen“ hat. Er zeigt, dass die „Antifa“ durchaus wichtige Beiträge zu einer demokratischen Zivilgesellschaft geleistet hat und noch immer leistet. Er benennt aber auch Strukturprobleme, so etwa die ungeklärten Ziele, beklagt die Gewaltbereitschaft mancher Mitglieder und thematisiert die Frage nach der politischen Bündnisfähigkeit.
Rezension: Anna Joisten
Richard Rohrmoser
ANTIFA
Porträt einer linksradikalen Bewegung
Verlag C. H. Beck, München 2022, 208 Seiten, € 16,–