Die USA können beides sein: ein Sehnsuchtsland für naturliebende, abenteuersuchende Reisende, aber auch ein abschreckendes Beispiel für Umweltbewusste, die hemmungslosen Konsum und Ressourcenverschwendung der US-Amerikaner geißeln. Der Historiker Christof Mauch hat 15 Jahre in den USA gelebt und bekennt zu Beginn seines schön geschriebenen Buchs, dass ihm das Land am Herzen liege. Doch auch dessen Widersprüche leugnet er nicht und widmet sich ihnen ausführlich.
Auf seiner Reise von Küste zu Küste besucht er die Orte Alaska, Malibu, Memphis, St. Thomas, Dodge City, Niagara, Disneyland und Portland. Eindrucksvoll gelingt es ihm, Vergangenes und Gegenwärtiges miteinander in Beziehung zu setzen und „als Detektiv der Geschichte“, als der er sich fühlt, die Schäden aufzuspüren, die die großartige Natur genommen hat. Er macht etwa
darauf aufmerksam, dass die Verwandlung von Florida in ein Freizeit- und Obstanbauparadies das fragile Ökosystem samt Wasserhaushalt kollabieren lässt. Oder er blickt in Dodge City, diesem
Inbegriff des „Wilden Westens“, auf die Realität der damaligen „Cowboy-Ära“ ebenso wie auf die Probleme der heutigen Überweidung und der industriellen Rindermast.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Christof Mauch
Paradise Blues
Reisen in die Natur und die Geschichte der USA
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2022, 360 Seiten, € 27,–