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Als Hitler den Ersten Weltkrieg gewann

Gerd Krumeich

Als Hitler den Ersten Weltkrieg gewann

Krumeich HitlerDer Titel des neuesten Buches des Düsseldorfer Historikers Gerd Krumeich lässt aufhorchen. Hat Hitler etwa den Ersten Weltkrieg gewonnen? Nun, im buchstäblichen Sinn selbstverständlich nicht, aber in einem symbolischen durchaus. Diese These plausibel zu machen ist jedenfalls das zentrale Anliegen der Monographie.

Krumeich möchte bei der Antwort auf die Frage danach, wie es Hitler und seiner Partei gelingen konnte, Millionen von Menschen für sich zu gewinnen und schließlich die Macht im Staat zu erlangen, den Faktor der Erinnerung an den Weltkrieg stärker gewichtet wissen. Auch ihm ist klar, dass eine Antwort nur in einer multifaktoriellen Analyse gefunden werden kann, deshalb fokussiert sein Buch nur einen Aspekt, der in der bisherigen Forschung durchaus benannt, aber bislang nicht systematisch so zusammengeführt worden ist.

Er strebt also eine Teilantwort an und zeigt, wie die Weimarer Gesellschaft versuchte, einen Umgang mit den Folgen des Weltkriegs zu finden. Das Buch setzt dabei einiges an Wissen voraus und beleuchtet in vielen kleinen Essays bestimmte Aspekte der Kriegserinnerung sowie die Rollen, welche Hitler und die Nationalsozialisten in diesen Erinnerungsdebatten spielten.

Den Nationalsozialisten gelang es, sich als diejenige politische Kraft darzustellen, welche die Wunden des Krieges heilen und diesem einen Sinn verleihen könne. Hitler inszenierte sich als Verkörperung des unbekannten Soldaten, der die Schützengrabengemeinschaft des Ersten Weltkriegs in eine Volksgemeinschaft transformieren und die zerrissene Gesellschaft zusammenführen könne. Weit mehr als Antisemitismus, Rassismus oder Wirtschaft waren es diese von den Nationalsozialisten permanent bedienten Themen, die Anschluss an die Mitte der Gesellschaft boten.

Der Republik gelang es nicht, einen Umgang mit dem Erbe des Krieges zu finden, der zu einem demokratieverträglichen Konsens führte, weshalb dieses politische Feld von den Nationalsozialisten bestellt werden konnte. Die NS-Partei umwarb die Kriegsbeschädigten und suchte die Anerkennungsbedürfnisse der Kriegsverlierer geschickt zu bedienen.

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Nach 1933 instrumentalisierte Hitler den Ersten Weltkrieg, um seine vermeintliche Friedenspolitik zu legitimieren, während er gleichzeitig in gewagten außenpolitischen Manövern den Versailler Vertrag revidierte und das Reich auf Kriegskurs brachte. Als Frankreich im Sommer des Jahres 1940 kapitulieren musste, schienen die Wunden des Großen Krieges endlich geheilt zu sein. Die NS-Führung bemühte sich, diesen Sieg als das eigentliche Ende des Ersten Weltkriegs darzustellen und das Jahr 1918 mit dem Jahr 1940 zu überschreiben. Die Forschung hat überzeugend gezeigt, dass in diesem Moment die Zustimmung der Deutschen zum „Führer“ wohl am größten gewesen ist.

Warum das so war, zeigt Krumeichs Buch, das der Debatte um die Frage nach dem Aufstieg Hitlers ein zwar nicht unbekanntes, aber doch hier systematischer als anderswo vorgebrachtes Argument hinzufügt.

Rezension: Dr. Sebastian Rojek

Gerd Krumeich
Als Hitler den Ersten Weltkrieg gewann
Die Nazis und die Deutschen 1921–1940
Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2024, 347 Seiten, € 26,–

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