In unserer Zeit, in der Wissensbestände sich immer stärker ausdifferenzieren, wir in einer Kultur der Spezialisierung leben, muss das Zitat des antiken Philosophen Platon: „Nichts ist schöner, als alles zu wissen“, geradezu aufreizend wirken. Und doch, geht nicht eine gewisse Faszination von Personen wie Leonardo da Vinci, René Descartes oder Alexander von Humboldt aus, die als „Universalgenies“ gelten?
Dem englischen Historiker Peter Burke – der sich intensiv mit der Wissensgeschichte befasst hat – muss es ebenso gegangen sein, denn er stellt sie uns vor, die „Giganten der Gelehrsamkeit“. Von den Griechen bis zum Jahr 2000 reicht der zeitliche Bogen. Burke konzentriert sich in seiner Darstellung auf akademisches Wissen und bietet uns eine Kollektivbiographie von etwa 500 männlichen und weiblichen Universalgelehrten, von Plinius über Dorothea Schlözer bis Karl Marx.
Dazu entwirft er eine Typologie der Gelehrsamkeit. So gibt es etwa den „Enzyklopädisten“ Johann Heinrich Alsted (1588–1638), der als Einzelperson eine siebenbändige Universalenzyklopädie veröffentlichte, während Athanasius Kircher (1602 –1680) als „Pansophist“ an die Einheit allen Wissens glaubte. Außerdem nennt Burke Eigenschaften, die alle Universalgenies besaßen, umreißt aber auch die jeweiligen sozialen Umstände, die die Wissensaneignung beförderten oder hemmten. Es ist anregend, in diesem Buch zu stöbern, doch durch den Ansatz der Kollektivbiographie erfährt man über viele der angesprochenen Personen leider recht wenig.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Peter Burke
Giganten der Gelehrsamkeit
Die Geschichte der Universalgenies
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2021, 316 Seiten, € 29,–