Wer schon immer wissen wollte, wie man in der frühen Neuzeit ein Hautpflegeprodukt aus Hundewelpen zubereitete, mit welchen Zutaten der Astrologe Nostradamus Zahnpasta herstellte und was der französische Schriftsteller Alexandre Dumas statt Tomaten für die Herstellung von Ketchup verwendete, dem sei die Lektüre dieser Neuerscheinung ans Herz gelegt. Das von Tobias Roth und Moritz Rauchhaus herausgegebene Buch zeigt auf höchst unterhaltsame Weise, wie exzentrisch die Küche der letzten 2000 Jahre war.
Die beiden Romanisten haben sich auf die Suche nach besonderen Köchen, Feinschmeckern und Gastgebern gemacht. Die Rezepte, Anleitungen und Hinweise, die sie für ihr Buch ausfindig gemacht haben, reichen vom 1. bis zum 20. Jahrhundert und geben faszinierende Einblicke in den unglaublichen Reichtum an Quellen zum Thema. Neben Kochbüchern wurden auch literarische Texte, Dichtungen und phantastische Entwürfe ausgewählt. So ist eine skurrile Kulturgeschichte des Essens entstanden, in der es viel zu entdecken gibt und die mit ihrer außergewöhnlichen Graphik auch optisch ein Genuss ist.
Wer die Rezepte nachkochen möchte, wird allerdings vor diverse Herausforderungen gestellt: Manche Zutaten sind heute nicht mehr verfügbar oder verboten – andere hat es womöglich nie gegeben.
Rezension: Anna Joisten
Tobias Roth/Moritz Rauchhaus (Hrsg.)
Die Speise- und Wunderkammer der exzentrischen Küche
Verlag Das Kulturelle Gedächtnis, Berlin 2022, 320 Seiten, € 28,–