Sowjetische Weltraumflüge waren stets Überraschungen. Erst wenn das Fluggerät im All war, meldete die sowjetische Nachrichtenagentur TASS den neuen Erfolg der Weltraumfahrt. Auf diese Weise war es möglich, Fehlstarts und andere Pannen zu verheimlichen. Freilich stieg mit dem Überraschungseffekt auch der Sensationswert der Nachricht. Am 27. August 1978 gab es gleich eine dreifache Überraschung. Erstens die Meldung über den Start der Sojus 31 am Vortag. Zweitens die Mitteilung, dass sich an Bord der DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn befinde. Die dritte und größte Überraschung aber war die Schlagzeile, mit der das „Neue Deutschland“ (ND) aufwartete. In dicken roten Lettern stand auf der Titelseite des Zentralorgans: „Der erste Deutsche im All – ein Bürger der DDR“.
Diese Zeitungsüberschrift war mit Sicherheit nicht die spontane Idee eines übermüdeten Nachtredakteurs. Sprachregelungen – zumal in so heiklen Fragen – wurden im SED-Staat von der obersten Führung angeordnet und streng eingehalten. Seit 1972 war der Begriff „Deutschland“ aus dem Sprachschatz getilgt. Ausnahmen waren nur der Name der Staatspartei und ihrer Zeitung. Sie verbargen sich aber gerne hinter den Abkürzungen SED und ND. Es gab auch keine „Deutschen“ mehr, sondern nur „DDR-Bürger“ beziehungsweise „BRD-Bürger“. Das Adjektiv „deutsch“ war nach Möglichkeit zu vermeiden. Überraschenderweise war der umjubelte Kosmos-Held der DDR nun ein Deutscher…
Autor: Dr. Stefan Wolle
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 08/2018.