Die drei Orientreisen Wilhelms – 1889, 1898 und 1917 –, von denen nur die zweite über Konstantinopel hinausführte, werden allgemein im Zusammenhang mit dem Weltmachtstreben des deutschen Kaiserreichs und seinen wirtschaftlichen und militärischen Ambitionen behandelt. Man verengt aber den Blick auf die Zeit, wenn man in Wilhelm nicht mehr als einen „gekrönten Handlungsreisenden“ sieht, den willfährigen Vertreter des deutschen Industrie- und Bankkapitals.
Dabei kann man nicht leugnen, dass sich am Ende der ersten beiden Aufenthalte in der osmanischen Hauptstadt die Auftragsbücher der Lieferanten von Gewehren (Mauser), Kanonen (Krupp) und Kriegsschiffen (Vulkan, Schichau) füllten. Auch die Förderung der Bagdad-Bahn war ein wichtiges Thema für den Kaiser, aber noch mehr für die ihn begleitenden Politiker, Diplomaten und Bankvertreter…
Autor: Prof. Dr. Klaus Kreiser