Gesammelt durch die Brüder Grimm“, so stand es auf dem Titelblatt des ersten Bands der 1812 erschienenen „Kinder- und Hausmärchen“. Doch anders, als Jacob und Wilhelm Grimm es uns weismachen wollten, geht es hier nicht um reine „Volkspoesie“, die aufgeschrieben, gesammelt und dann veröffentlicht wurde. Wir haben es vielmehr mit einer schöpferischen dichterischen Leistung, mit einem beachtlichen Kunstwerk der beiden Brüder zu tun. Es bedurfte einer Jahrzehnte dauernden philologischen Forschungsarbeit, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Allerdings ist die liebgewordene Vorstellung, nach der die Brüder Grimm durch die deutschen Lande gezogen seien und dem einfachen Volk die Märchen sozusagen abgelauscht hätten, in der Öffentlichkeit noch immer weit verbreitet.
Als junge Jura-Studenten in Marburg gerieten Jacob und Wilhelm Grimm durch Vermittlung ihres akademischen Lehrers Friedrich Carl von Savigny in Kontakt mit Clemens Brentano, der sie für sein gemeinsam mit Achim von Arnim begonnenes Projekt der Sammlung altdeutscher Lieder einspannte. Dem Germanisten und Grimm-Forscher Heinz Rölleke gelang es 1975, herauszuarbeiten, dass die Brüder Grimm für „Des Knaben Wunderhorn“ rund zwei Dutzend Texte sammelten und beisteuerten. Die „Wunderhorn“-Herausgeber planten eine Fortsetzung ihrer Sammeltätigkeit, die sich nun auf altdeutsche Geschichten und Sagen beziehen sollte. Auch für dieses Projekt wurden die beiden jungen Marburger Studenten engagiert. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 05/2013.
Prof. Dr. Hans-Heino Ewers