Als man uns vom Bahnhof [Ludwigshafen] ins Lager trieb, begleitete uns eine Schar kleiner Kinder, die uns bespuckten, mit Steinen und Schmutz bewarfen und uns Hunde, Ochsen und Schweine nannten“, so erinnerte sich der aus dem Gebiet von Dnjepropetrow stammenden Nikolai Nikitowitsch, Jahrgang 1927, später an seine Ankunft in Deutschland. Ähnliche Erfahrungen machten viele polnische und sowjetische Kinder. Im Vergleich mit anderen Gruppen von Zwangsarbeitern aus den besetzten Gebieten und abgesehen von jüdischen Kindern mussten die rund 1,5 Millionen Kinder und Jugendlichen aus den besetzten Gebieten im Osten die schlechtesten Arbeits- und Lebensbedingungen und die brutalsten Deportationspraktiken erleiden. In Deutschland sowie in den besetzten Gebieten arbeiteten sie unter anderem in den Reparaturwerkstätten von Wehrmacht und SS, beim Ausbau von Infrastruktur, Kasernen, Flughäfen und Befestigungsanlagen, in Bergwerken und in der Industrie, im Handwerk sowie in der Land-, Forst- und Hauswirtschaft.
Nach der Besetzung durch Deutschland wurden polnische und sowjetische Kinder in ihrer Heimat Opfer einer deutschen Schulpolitik, die ihnen lediglich einen begrenzten Schulbesuch gestattete, der meist schon mit dem zwölften Lebensjahr endete. Danach standen die Jugendlichen oft vor der Arbeitslosigkeit. Diese Schulpolitik und weitere durch Krieg und Besatzung bedingte Faktoren wie die Deportation der Eltern und die großangelegten Bevölkerungsumsiedlungen sowie die damit verbundene Zerstörung bisheriger sozialer Netzwerke führten zu erheblichen sozialen Problemen, die in deutschen Dokumenten schlicht als „Jugendverwahrlosung“ bezeichnet wurden. Bald kam die Forderung auf, diese Jugendlichen möglichst rasch als Arbeitskräfte nach Deutschland abzuschieben. …
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