Am Schluss ging es plötzlich sehr schnell: Fast 25 Jahre lang hatte Nicolae Ceaus¸escu in Rumänien geherrscht. In dieser Zeit hatte er ein tyrannisches System errichtet, das im nachstalinistischen Ostblock beispiellos war. Es schien auch dann noch keinen Millimeter zu wanken, als in Berlin die Mauer bereits gefallen war. „In Polen dauerte es zehn Jahre, in Ungarn zehn Monate, in der DDR zehn Wochen; vielleicht wird es in der Tschechoslowakei zehn Tage dauern“, prophezeite im November 1989 der Historiker Timothy Garton Ash über das Ende des Sozialismus. Er hätte hinzufügen können, ohne sich groß zu irren: „… und in Rumänien zehn Stunden“.
Um die Mittagszeit des 21. Dezember 1989 wandte sich Ceaus¸escu zum letzten Mal an eine Versammlung auf dem großen Platz vor dem Zentralkomitee-Gebäude in Bukarest – eine der unzähligen vom Regime inszenierten Huldigungen. Werktätige aus den großen Betrieben an der Peripherie der Stadt waren herangebracht worden. Einige Tage zuvor, am 16. Dezember, waren in Timis¸oara (deutsch: Temeswar), im Westen des Landes, Unruhen ausgebrochen, in denen der Sturz Ceaus¸escus gefordert worden war. Zunächst hatten sie nicht auf die Hauptstadt übergegriffen. Aber während der Veranstaltung kippte die Stimmung plötzlich. Das verdutzte Gesicht des Machthabers wurde per Fernseh-Liveschaltung im ganzen Land verbreitet. Es war der Startschuss zu einem Machtzerfall, wie er wohl selten in so atemberaubendem Tempo erfolgt ist…
Autor: Daniel Ursprung
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