Wie ein Lauffeuer muss sich die Nachricht von Johann Waldners Tod in Wien verbreitet haben. Der Frühhumanist Vinzenz Lang (gest. 1502), der als Lehrer der poetisch-rhetorischen Fächer am „Collegium poetarum et mathematicorum“ tätig war, schrieb an diesem 12. März 1502 einen Brief an seinen Kollegen und Freund Konrad Celtis (gest. 1508), der die Donaustadt kurzzeitig verlassen hatte. Die Nachricht vom Tod Waldners hielt Lang für so bedeutsam, dass er einen Absatz an den Brief anfügte: „In Wien, am Tage des Saturn vor dem Sonntag Judica, an dem Tag und zu der Stunde, zu der ich dieses hier schreibe, erlosch das Leben des Herrn Waldner, zu dessen Tröstung der edle Herr Wolfgang Polheim und der gesamte österreichische Senat erwartet wurde, während des Mittagsmahls.“
Waldner war einer der mächtigsten Männer im Reich. Jeder, der zu König Maximilian (1486 –1519, seit 1508 Kaiser) wollte, musste praktisch an ihm vorbei. Zudem war Waldner ein Förderer des Wiener Humanistenkreises, dessen Oberhaupt Celtis war. Der Adressat von Langs Nachricht wusste also, wer „Herr Waldner“ ist. Zeit und Umstände des Geschehens werden – den Gepflogenheiten der Humanisten gemäß – stilisiert. Aus dem 12. März wurde der „Tag des Saturn“, aus dem österreichischen Regiment (siehe Kasten Seite 74) ein „Senat“…
Autor: Prof. Dr. Jörg Schwarz
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 03/2018.