Standesstolz, klug und pragmatisch war sie – Sophie von Hannover, die Stammmutter der Welfen auf dem englischen Thron. In ihren Memoiren schreibt sie selbstbewusst: „Es gab keine von höherer Geburt zu wählen als mich“. Doch Anspruch und Wirklichkeit klafften weit auseinander. Sophie war zwar die Tochter Friedrichs V., des „Winterkönigs“, doch hatte dieser nach dem kläglichen Scheitern seiner Politik sowohl die böhmische Königskrone als auch die pfälzische Kurwürde sowie seinen Landbesitz verloren und lebte mit seiner Frau Elisabeth, einer Tochter Jakobs I. von England, in Den Haag im Exil. Dort betrieben beide eine aufwendige Hofhaltung, die jedoch von England und den niederländischen Generalstaaten finanziert wurde. Sophie war also von hoher Geburt, konnte aber keine angemessene Mitgift aufweisen. Die elterliche Tragödie prägte Sophie zutiefst: Den Absturz des pfälzischen Hauses versuchte sie zeitlebens zu kompensieren, indem sie gemeinsam mit ihrem Mann zäh die Standeserhöhung des Hauses Hannover bis hin zur Aussicht auf die englische Thronfolge betrieb.
So musste sie zunächst darauf bedacht sein, konkurrierende Erbansprüche der Brüder ihres Mannes und von deren Nachkommen auszuschalten. Ein Blick zurück: Sophies Ehe 1658 mit Ernst August von Braunschweig-Lüneburg war durch einen höchst kuriosen „Brauttausch“ zustande gekommen. Zunächst hatte der regierende hannoversche Herzog Georg Wilhelm um Sophies Hand angehalten, doch auf einer anschließenden Reise nach Venedig kamen dem Verlobten Bedenken. Er gab an, eine Kurtisane in Venedig habe ihn in „einen für die Heirat sehr unreinen Zustand versetzt“ (ihn also mit der Syphilis infiziert), weshalb er zum Tausch seinen jüngeren Bruder Ernst August anbiete. Außerdem wolle er selbst unverheiratet bleiben und das Erbrecht auf sein Fürstentum an den Bruder abtreten. Sophie gab sich von alledem unberührt und war, eine Liebesheirat ohnehin nicht erwartend, zunächst angenehm überrascht von der anfänglichen Liebenswürdigkeit ihres Angetrauten. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 05/2014.
Dr. Heike Talkenberger