Am Ostrand der fruchtbaren Wetterau, rund 30 Kilometer nordöstlich von Frankfurt am Main, liegt als ein letzter Basaltausläufer des Vogelsbergs der langgestreckte Höhenrücken des Glaubergs. Seine zugleich beherrschende und schützende Höhe wurde seit Jahrtausenden für Siedlungen genutzt. In verschiedenen Zeitabschnitten von der Jüngeren Bronzezeit bis zum hohen Mittelalter war der Berg befestigt und bildete das Zentrum für ein weites Umland. Größte Bedeutung besaß er in der Zeit der frühen Kelten im 5. Jahrhundert v. Chr. Damals trug er eine Fürstenburg. Die Wasserversorgung für zahlreiche Bewohner war durch Annexwälle gesichert, die tief ins Tal hinab zu einer Quelle führten. Ausgedehnte Graben-Wall-Anlagen erstreckten sich rund um den Berg.
In diesem Umfeld wurde 1987 aus der Luft am Fuß des Berges, nur 300 Meter von der Burg entfernt, durch Bewuchsmerkmale ein Kreisgraben von 70 Metern Durchmesser entdeckt. Bei der Ausgrabung durch das Landesamt für Denkmalpflege Hessen 1994 bis 1997 erwies er sich als Begrenzung eines frühkeltischen Großgrabhügels der Früh-La-Tène-Zeit (5. Jahrhundert v. Chr.). Dieser Fürstengrabhügel 1 maß 48 Meter im Durchmesser und war ursprünglich etwa sechs Meter hoch. Er war Teil eines landschaftsgestaltenden und -beherrschenden Grabmals, wie er in der keltischen Welt einmalig ist. Vom Kreisgraben des Hügels aus ziehen sich zwei parallele Gräben mit zehn Metern Abstand voneinander 350 Meter weit nach Südosten und schließen dort an andere Grabenwerke an. Eine sichere Deutung dieser sogenannten Prozessionsstraße ist noch nicht gelungen. Sie mag den Weg der bestatteten Fürsten in das Totenreich darstellen; astronomisch ist sie auf die Große Südliche Mondwende ausgerichtet, die der Mond alle 18,6 Jahre erreicht.
Zusammen mit Grabenanlagen und Pfostenstellungen nordwestlich am Hügel ist das gewaltige Grabmal über 450 Meter lang. Es ist eingebunden in die Graben-Wall-Werke im Vorfeld des Berges, deren nicht geschlossene Linien und Führung im Gelände gegen eine fortifikatorische Funktion sprechen. Wahrscheinlich bilden sie die Umhegung eines großen frühkeltischen Zentralheiligtums mit dem Grabmal der heroisierten Ahnen als wesentlichem Bezugspunkt…
Literatur: Holger Baitinger/Bernhard Pinsker (Red.), Das Rätsel der Kelten vom Glauberg. Stuttgart 2002. Der Glauberg in keltischer Zeit. Zum neuesten Stand der Forschung. Öffentliches Symposium 14. – 16. September 2006 Darmstadt. Fundberichte aus Hessen. Beiheft 6. Wiesbaden 2008.
Neues Keltenmuseum auf dem Glauberg Am Glauberg entsteht derzeit ein modernes Keltenmuseum, in dem die Originalfunde vom Sommer 2010 an zu sehen sein werden. Das Museum wird diese in den Gesamtzusammenhang der keltischen Kultur stellen. Ein archäologischer Park wird zudem dazu einladen, die Spuren aus der Vergangenheit zu entdecken und sich das Leben auf dem Glauberg in verschiedenen Zeiten vorzustellen. http://www.keltenwelt-glauberg.de
Dr. Holger Baitinger/Dr. Fritz-Rudolf Herrmann