Seife besteht hauptsächlich aus tierischen Fetten wie Rinder-, Schaf-, Ziegen- oder Robbentalg oder aus pflanzlichen Ölen wie Oliven-, Palm- oder Kokosöl, aus Sesam-, Hanf- oder Leinöl. Bei der Seifenherstellung werden diese Fette zerlegt. Die chemische Reaktion wird „Verseifung” (Saponifikation) genannt. Dem Fett wird entweder Kalilauge oder Natron- bzw. Sodalauge beigegeben und die Mischung erhitzt. Im Siedevorgang werden die Fette in Glycerin und in die Salze der Fettsäure zerlegt, die die eigentliche Seife bilden. Es entsteht eine zähflüssige Emulsion, die durch den Zusatz von Kochsalz in einen Seifenkern und die Unterlauge getrennt wird. Der Seifenkern wird gekühlt bzw. getrocknet und in die entsprechende Form gepresst: entstanden ist die Kernseife. Wird kein Kochsalz hinzugegeben, erhält man eine Art Paste, die Schmierseife.
Schon vor 4500 Jahren stellten die Sumerer Seife her. Auf einem sumerischen Tontäfelchen ist in Keilschrift das erste überlieferte Seifenrezept eingeritzt: Ein Liter Öl und die fünfeinhalbfache Menge Pottasche. Diese enthielt das notwendige Kali und wurde durch das Verbrennen etwa von Palmholz gewonnen. Die Sumerer scheinen aber diese Vorform der Seife hauptsächlich zum Reinigen von Textilien oder als äußerliche Arznei verwendet zu haben. Hautkrankheiten, die oft auf einen Mangel an Hygiene zurückzuführen waren, konnten durch die reinigende Wirkung der Seife wohl tatsächlich geheilt werden.
Im alten Ägypten dagegen kannte man die reinigende Kraft von Soda (Natron), das als Mineral in ausgetrockneten Salzseen enthalten ist oder beim Verbrennen von salzhaltigen Pflanzen gewonnen wird. Durch das Verkochen von Soda und Öl stellten die Ägypter auch schon Seife her und nutzten sie als Heilmittel, wie Dokumente aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. belegen.
Erstaunlicherweise kamen die Griechen und Römer offenbar lange ohne Seife aus. Zum Waschen von Textilien verwendete man Holzasche, Pflanzenextrakte, natürliches Soda oder, besonders befremdlich für heutige Vorstellungen, Urin, der in an den Straßen aufgestellten Harnbehältern gesammelt wurde. Er enthält das alkalische Ammoniak, das reinigend wirkt.
Für die Körperpflege in den zahlreichen öffentlichen und später auch privaten Bädern dagegen benutzte man neben Wasser bzw. Wasserdampf im Dampfbad vor allem Öl, Bimsstein oder das Schabeisen. Bei den angeblich eher unkultivierten Galliern und Germanen war indes die Seifenherstellung durchaus verbreitet, wie Plinius der Ältere (23 ¡V 79 n. Chr.) in seiner „Historia naturalis” berichtet. (Auf diesen Bericht stützen sich diejenigen, die fälschlicherweise behaupten, Seife sei eine germanische Erfindung.) Beide Völker benutzten Seife wohl hauptsächlich als Haarpomade, stellten sie aber unterschiedlich her: Die Germanen fertigten mit Ziegentalg und Buchenasche eine „Kaliseife” von pastenartiger Konsistenz, während die Gallier die Asche salzhaltigen Seetangs verwendeten und dadurch eine feste „Natronseife” gewannen. Diese feste Seife fanden die Römer hochattraktiv und benutzten sie zu kosmetischen Zwecken. Sie wurde deshalb zum begehrten Handelsobjekt…
Dr. Heike Talkenberger