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Krieg und Frieden

Spartas Außenpolitik

Krieg und Frieden
Vor allem das Verhältnis zu Athen und zu Persien bestimmte die Außenpolitik Spartas über Jahrhunderte hinweg. Dabei gelang es den Spartanern zeitweise, die Vorherrschaft in der griechischen Welt zu erlangen.

Die Ausdehnung Spartas von einem Dorf hin zum größten griechischen Flächenstaat geschah in zwei großen Schüben: Der erste Schritt erfolgte noch im 8. Jahrhundert v.Chr. Die Spartaner eigneten sich das gesamte Land der südlichen Eurotas-Ebene an und machten die Bewohner zu Heloten, die das Land für sie bewirtschafteten. Damit umfaßte das spartanische Territorium die gesamte Landschaft Lakedaimon, das die Römer dann Laconia nannten.

Im Vergleich zu anderen griechischen Stadtstaaten hatte Sparta damit schon eine überdurchschnittliche Größe erreicht. Zur Ansiedlung der wachsenden Bevölkerung entschloß man sich aber zu einem zweiten expansiven Schritt auf der Peloponnes, nämlich zur gewaltsamen Angliederung der fruchtbaren Gebiete jenseits des schroffen Taygetos-Gebirges.

Der spartanische Dichter Tyrtaios, zu dessen Lebzeiten in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v.Chr. der Krieg noch andauerte, gibt uns einen flüchtigen Einblick in die langwierigen Kämpfe, die Sparta gegen die Messenier führte. Ob man aus seinen Worten allerdings die Existenz von zwei getrennten Messenischen Kriegen herauszulesen hat, wie die Forschung im allgemeinen annimmt, erscheint fraglich. Auch die Datierung der Kämpfe ist umstritten. Um 600 v.Chr. war aber die Eroberung ganz Messeniens abgeschlossen, die Messenier waren zu abgabenpflichtigen Heloten Spartas geworden. Der Landbedarf der Spartaner war langfristig befriedigt.

Damit beherrschte Sparta den gesamten südlichen Teil der Peloponnes. Um die im Nordosten seines Gebietes gelegene Landschaft Kynuria (auch: Thyreatis) hatte es allerdings immer wieder Kämpfe mit seinem nordöstlichen Nachbarn Argos auszufechten. Das war die Grundlage für die Feindschaft, die die beiden größten Städte der Peloponnes noch lange Zeit entzweien sollte. Grenzstreitigkeiten bestanden auch mit der ebenfalls im Norden gelegenen arkadischen Stadt Tegea. Davon abgesehen war Sparta nun einer der stärksten griechischen Staaten und auch über Griechenland hinaus so bekannt, daß der Lyderkönig Kroisos (der sagenhaft reiche Krösus) um 550 v. Chr. Spartas militärische Hilfe gegen die Perser erbat. Dazu war Sparta jedoch nicht bereit.

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Um die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. vollzog Sparta einen Umschwung in seiner Außenpolitik. Statt auf direkte Beherrschung durch militärische Expansion setzte es nun auf indirekte Vorherrschaft durch Bündnispolitik. Zunächst wurden die insgesamt wenig erfolgreichen Kämpfe gegen Tegea durch den Abschluß eines Beistandspaktes (symmachía) beendet. Er enthielt zusätzlich die Verpflichtung Tegeas, geflüchtete Messenier auszuliefern, diente also auch der Absicherung der spartanischen Herrschaft über Messenien. Nach diesem Muster verbündete sich Sparta in den folgenden Jahrzehnten mit weiteren Städten, namentlich Mantineia, Orchomenos, Sikyon, Korinth und Megara.

Zu einem nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt überführte Sparta seine Einzelbündnisse in ein regelrechtes Bündnissystem, das in den Quellen „Die Lakedaimonier und ihre Verbündeten“ heißt und in der heutigen Forschung Peloponnesischer Bund genannt wird. Die erste Bundesversammlung, von der wir erfahren, fand etwa im Jahr 504 v.Chr. statt. Die überlegene Stellung Spartas als Hegemon des Bündnisses tritt dabei eindeutig zutage. Die anderen Poleis waren nur mit der Vormacht, aber nicht untereinander verbündet. Sie konnten die auf ewig geschlossenen Verträge nicht kündigen. Und sie mußten „dieselben Freunde und Feinde haben“, wie Sparta sie hatte, das heißt der militärischen Führungsmacht auch bei eventuellen Angriffskriegen Heeresfolge leisten. Der Oberbefehl und die militärischen Entscheidungen lagen jedoch allein bei Sparta.

Auf der anderen Seite genossen die Peloponnesier, neben dem konkreten militärischen Schutz durch Sparta, eine relativ große Autonomie. In den meisten Fällen ließ sich Sparta zudem die Entscheidung, einen Krieg zu führen, von der Bundesversammlung bestätigen.

Peisistratos, der in Athen um 546 v.Chr. eine Tyrannis errichtete, und seine Söhne waren offizielle Gastfreunde der Polis Sparta. Einen Umschwung erreichte schließlich die zu den Tyrannen in Konkurrenz stehende athenische Familie der Alkmeoniden. Sie konnte das Delphische Orakel dafür gewinnen, den Spartanern, die sehr auf die Sprüche Apolls hörten, bei jeder Gelegenheit die Befreiung Athens von den Tyrannen nahezulegen. Außerdem störte die Spartaner, daß die athenischen Tyrannen eine enge Freundschaft mit den verfeindeten Argivern pflegten, Peisistratos hatte sogar eine Frau aus Argos geheiratet. So beschlossen sie schließlich, dem Wunsch des Orakels nachzukommen. Im Jahr 510 v.Chr. konnte König Kleomenes mit Unterstützung vieler Athener den Abzug der Tyrannenfamilie des Hippias aus Athen erzwingen.

Die nach dem Sturz der Tyrannis führenden Athener schienen zunächst den spartanischen Vorstellungen zu entsprechen. Als aber Kleisthenes dem niederen Volk, dem demos, politische Partizipation in Aussicht stellte, da tauchte Kleomenes 508 v.Chr. erneut mit einem Heer in Athen auf. Er setzte eine spartafreundliche Oligarchie von 300 Parteigängern um seinen Gastfreund Isagoras ein. Aber die Athener hatten schon zuviel Gefallen an den neuen demokratischen Strukturen gefunden. Sie vertrieben Kleomenes und Isagoras und ließen den zurückgekehrten Kleisthenes sein Reformwerk fortsetzen. Noch zweimal versuchte Sparta, in Athen eine ihm genehme Regierung einzusetzen, 506 sollte Isagoras, 504 noch einmal Hippias jeweils als Tyrann eingesetzt werden. Aber die Bundesgenossen verweigerten die allzu starke Unterordnung Athens. Die beiden Versuche zeigen deutlich, daß Sparta nicht grundsätzlich Tyrannenherrschaften bekämpfte. Die Behauptung einiger Quellen von der Tyrannenfeindschaft der Spartaner ist spätere Propaganda und wird von der modernen Forschung daher zu Recht als Mythos eingestuft…

Literatur: Martin Dreher, Athen und Sparta. München 2001. Karl-Wilhelm Welwei, Sparta. Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht. Stuttgart 2004.

Prof. Dr. Martin Dreher

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