Schau den Katalog dir an: / Was auf diesen Seiten steht, / spricht für Preis und Qualität: / darum schreib an Neckermann.“ Der Kinowerbefilm von 1952 ermunterte westdeutsche Verbraucher, eine kleine Investition zu wagen und für zwei Mark den Katalog eines Versandhauses zu ordern. Es hatte sich herumgesprochen, dass ein gewisser Josef Neckermann im April 1950 am Frankfurter Ostbahnhof einen Versandhandel eröffnet hatte, der Textilien aus einem großen und preisgünstigen Sortiment über den Postweg vertrieb.
Zehn Jahre später gehörte der Neckermann-Katalog zu den am meisten gelesenen Büchern in bundesdeutschen Haushalten. Hans Magnus Enzensberger widmete ihm 1960 sogar eine ironische Besprechung in der „Zeit“, so als handle es sich um ein literarisches Werk. Für Enzensberger stellte der Katalog den griffigen Beweis einer die Menschen manipulierenden „Bewusstseins-Industrie“ dar – Grund genug, auf die Mentalität seiner Leser einzugehen und deren Lebensentwurf im Zeitalter des „Gelsenkirchener Barock“. Schließlich offerierte das Versandhaus mit dem röhrenden Hirsch in Öl ein entsprechendes „Kulturgut“ für weniger als 50 Mark („ein Bild, das in keinem Schlafzimmer fehlen durfte“, wie Josef Neckermann in seinen Lebenserinnerungen schrieb)…
Autor: Dr. Dirk Schindelbeck
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