Als am 1. Oktober 1964 der bullet train („Geschoss-Zug“) – mittlerweile weltweit als „Shinkansen“ bekannt – erstmals die 556 Kilometer lange Fahrt von Tokio nach Osaka absolvierte, jubelte man in Japan über dieses ingenieurtechnische Meisterstück. Ein alltagstauglicher Zug, der auf einer eigenen Hochgeschwindigkeitstrasse mit 200 Kilometern in der Stunde unterwegs war, das hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Der Betreiber, die damals noch staatliche Bahngesellschaft, konnte die Fahrtzeit zwischen Tokio und Osaka auf etwas über drei Stunden verkürzen. In Kauf nahm man dafür einen stark erhöhten Lärmpegel und eine durch zahlreiche Tunnel zerschnittene Landschaft.
Dennoch ist der Shinkansen – der Name kann mit „neue Normalspur“ übersetzt werden – bis heute ein Symbol für das hohe technologische Niveau im „Land der aufgehenden Sonne“. An seiner Herstellung und ständigen Weiterentwicklung sind Konzerne wie Kawasaki Heavy Industries und Hitachi beteiligt.
Der Superzug steht aber auch für die Fähigkeit, ein solches Fernverkehrsnetz präzise organisieren zu können. Der Shinkansen, dessen Streckennetz inzwischen auf über 2300 Kilometer angewachsen ist, gilt als eines der pünktlichsten Verkehrsmittel der Welt.
Die Idee, eine Bahnstrecke für einen Hochgeschwindigkeitszug zu bauen, wurde zum ersten Mal 1932 in der Mandschurei in die Tat umgesetzt. Die drei nordöstlichen Provinzen Chinas waren damals formell unabhängig, standen aber faktisch unter der Kontrolle Japans. Seit 1934 bewältigte der Schnellzug „Ajia“ die 700 Kilometer lange Strecke zwischen den Städten Dalian (damals Dairen) und Changchun (Shinkyo) mit einer Spitzengeschwindigkeit von mehr als 120 Kilometern in der Stunde – allerdings noch gezogen von einer Dampflokomotive. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 10/2014.
Prof. Dr. Wolfgang Seifert