Gelegentlich erhellte Kanonenfeuer die Dunkelheit, schimmerten im Nebel Gestalten auf. Tief im seit Wochen verschlammten Schützengraben kauernd, befahl Leutnant Cheik Belabiche seinen Soldaten, das Feuer einzustellen. Kurz darauf setzte ein Funker die letzte Nachricht ab, die Dien Bien Phu verließ: „Ausfall gescheitert. Können nicht länger Kontakt halten.“ „Isabelle“, die letzte Bastion der französischen Truppen, war gefallen. Es war der 8. Mai 1954, 1.50 Uhr. Bereits einige Stunden zuvor, am 7. Mai um 17.30 Uhr, hatte Brigadegeneral Christian de Castries in der Hauptbefestigung das Feuer einstellen und sich gefangen nehmen lassen.
Herbeigeführt hatten diesen Ausgang rund 50 000 vietnamesische Soldaten der Viet Minh, der „Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“, unter ihrem Oberbefehlshaber General Vo Nguyen Giap, und zahlenmäßig ebenso starke Hilfstruppen. Während die siegreichen Kämpfer von Ho Chi Minh (1890–1969), dem Präsidenten der um Unabhängigkeit von Frankreich ringenden Demokratischen Republik Vietnam, als Helden gefeiert wurden, traten die noch etwa 10 000 unterlegenen französischen Soldaten einen wochenlangen Marsch in die Gefangenenlager an. Diesen Marsch überlebten zwei von drei Männern nicht. Was aus der Sicht des Generals Giap „der ruhmreichste Sieg“ war, „den unsere Armee jemals errungen hat“, war für Frankreich und seinen Verbündeten USA die demütigendste Niederlage in der langen Geschichte der Unterwerfung der Welt durch die Europäer und die US-Amerikaner…
Autor: Prof. Dr. Marc Frey
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