Ein Ereignis knapp zehn Jahre vor dem Erscheinen der „Satanischen Verse“ kann als Ausgangspunkt dieses kultur- und religionspolitischen Dramas gesehen werden. Am 1. Februar 1979 kehrte Ajatollah Ruhollah Khomeini mit Unterstützung westlicher Regierungen aus dem französischen Exil in seine iranische Heimat zurück. Zuvor hatte ein breites gesellschaftliches Bündnis die Diktatur des Schahs zu Fall gebracht − vom politisierten islamischen Klerus über Demokraten, Intellektuelle und Kommunisten bis hin zu ethnischen Gruppen; der letzte Herrscher Resa Pahlewi floh nach Ägypten.
Wer jedoch darauf gehofft hatte, der Iran werde sich zu einem heterogenen, multikulturellen Staat entwickeln, der sah sich getäuscht. Während viele noch den Sieg über den Schah feierten, schuf der Klerus Fakten. Seine Führerpersönlichkeit war Khomeini, der seine Heimat 1964 hatte verlassen müssen und nach einem kurzen Intermezzo in der Türkei und dem Irak in einer abendländischen Metropole Zuflucht gefunden hatte. Paris bot Khomeini das, was ihm in der islamischen Welt nicht gewährt worden war: Schutz für Leib und Leben sowie eine Plattform, um die klerikale Opposition gegen den Schah zu organisieren…