Zur Laufbahn eines Nachwuchsritters gehörte im Spätmittelalter zweifellos die Ritterfahrt, die den jungen Mann zumeist ins Heilige Land oder andere Regionen fern der Heimat führte. Eine gänzlich untypische Erzählung einer Ritterfahrt findet sich im „Frauendienst“, einem um 1250 verfassten und teilweise autobiographischen Werk des steirischen Ritters Ulrich von Liechtenstein. Im Jahr 1227, so berichtet der Autor, habe er sich aufgemacht, das Herz einer Dame durch Rittertaten zu gewinnen, und dies in bemerkenswerter Aufmachung: „Zwei Zöpfe trug ich, groß, braun und so lang, dass sie bis über meinen Gürtel reichten: Sie waren auch mit Perlen kunstvoll geziert. Hochgestimmt war mein Herz. Ich trug ein Röcklein, wie es keine Dame je besser besessen hat. Dazu ein weißes Hemd, ebenso lang wie das Röcklein, und daran zwei Frauenärmel.“ Ulrich war als Venus, als Göttin der Liebe, verkleidet.
Venus war auch die Absenderin zahlreicher Briefe, die Ulrich vor seiner Abreise an potentielle Turniergegner versandte, denen er sein Vorhaben wie folgt erläuterte: „Jedem Ritter, der gegen sie [Venus] antritt und eine Lanze gegen sie bricht, überreicht sie als Lohn einen goldenen Ring. Den soll er der Frau schicken, die seine Liebste ist. Der Ring vermag, dass jede Frau, die den Ring erhält, noch schöner wird und ohne Falsch denjenigen liebt, der ihr den Ring gesandt hat. Sticht meine Herrin Frau Venus einen Ritter vom Pferd, soll der sich in alle vier Himmelsrichtungen einer Dame zu Ehren verneigen. Sticht jedoch ein Ritter Frau Venus vom Pferd, so soll er alle ihre Pferde erhalten.“ 270 Lanzen will Ulrich verstochen, ebenso viele Ringe verteilt haben, so dass ihm seine Unternehmung großen ritterlichen Ruhm, wenngleich auch kein Happy End mit seiner Angebeteten einbrachte. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 04/2014.
Dr. Sabine Buttinger