Würden wir uns heute per Zeitsprung in das 18. Jahrhundert versetzen, so würden wir praktisch überall auf den Straßen und Plätzen der Städte Europas Soldaten erblicken. Soldaten, die aufgrund ihrer bunten, mit vielfältigen Applikationen versehenen und somit auffälligen Uniformen im Gewimmel der Menschen sofort zu erkennen wären; Soldaten, die militärische Aufgaben im Stadtraum wahrzunehmen scheinen, also an den Stadttoren patrouillieren, vor militärischen Gebäuden Wache stehen oder mit anderen Tätigkeiten wie Exerzieren beschäftigt sind; Soldaten, die uns aber auch privat begegnen würden – einzeln oder in Gruppen bummelnd, auf dem Markt Lebensmittel kaufend, im Wirtshaus Bier trinkend.
Nach Schätzungen dürfte es in Europa in der Mitte des 18. Jahrhunderts wenigstens eine Million Soldaten gegeben haben. In den Städten konnte dies auf einen enorm hohen Anteil an der Bevölkerung hinauslaufen: In Göttingen zählte zum Beispiel jeder fünfte Bewohner zur Militärbevölkerung, in Potsdam phasenweise sogar jeder Dritte. Diese für uns heute nur schwer nachvollziehbare selbstverständliche Präsenz des Militärs in städtischen Räumen und somit im zivilen Umfeld ist bei genauerem Hinsehen auch ablesbar an der Vielzahl von Romanen und Theaterstücken, in denen Soldaten eine Rolle spielen, aber auch an den Stadtabbildungen jener Zeit: Uniformierte sind als Staffage in Kupferstichen urbaner Szenerien zu sehen. Offenbar bedeutete die Tatsache, Soldat zu sein, im 18. Jahrhundert etwas anderes, als im 20. und 21. Jahrhundert dem Militär anzugehören. Alltag und Lebenswelt dürften sich daher ebenfalls grundsätzlich voneinander unterscheiden. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 05/2013.
Prof. Dr. Ralf Pröve