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Ganz Syrien war gereinigt von den Franken

Der Sieg von Akkon 1291 – die Sicht der Muslime

Ganz Syrien war gereinigt von den Franken
Im Vorderen Orient waren das 12. und das 13. Jahrhundert geprägt von christlich-muslimischer Konfrontation, auch wenn diese immer wieder von friedlichen Phasen unterbrochen war. Ihren blutigen Höhepunkt und ihr Ende fanden die Auseinandersetzungen in der Schlacht von Akkon.

Als der Mamluken-Sultan Baibars am 1. Juli 1277 starb, mochten die Franken in Outremer aufatmen, die dieser in seiner 17jährigen Regierungszeit auf einige wenige Plätze an der Küste zurückgeworfen hatte. Denn sein Sohn und Erbe Baraka Khan war ein törichter junger Mann, der alle Hände voll zu tun hatte, sich gegen die Emire seines Vaters zu behaupten. An einen Krieg gegen die Franken war somit nicht zu denken. In dieser Situation bot König Leo III. von Armenien, ein Vasall der in Iran herrschenden mongolischen Ilkhane (siehe DAMALS 6–2005), den Kreuzfahrern ein Dreierbündnis mit den Mongolen an. Statt aber auf die Offerte einzugehen und gemeinsam gegen die Mamluken anzutreten, verharrten die Franken in Untätigkeit. Schlimmer noch, sie bekämpften sich in kleinlichem Parteihader untereinander.

Zwei Jahre später verdrängte der Emir Kalawun, ein Weggefährte Baibars’, Baraka Khan vom Thron und trat wenig später selbst die Herrschaft an. Um nicht in einen Zweifrontenkrieg gegen Christen und Mongolen verwickelt zu werden, schloß er 1281 mit den Kreuzfahrern in Akkon einen zehnjährigen Waffenstillstand. Seitens der Franken stellte der Vertrag eine politische Dummheit dar, für Kalawun dagegen war er ein Erfolg: Als im Herbst 1281 die Mongolen im Bund mit den christlichen Armeniern losschlugen und in Syrien einfielen, hatte der Sultan den Rücken frei. Bei Homs gelang es ihm, die Angreifer zu schlagen und über den Euphrat zurückzudrängen. Von dieser Seite konnten die Franken also zunächst keine Hilfe mehr erwarten.

Da der Waffenstillstandsvertrag die Ritterorden nicht mit einschloß, ging Kalawun im April 1285 zum Angriff auf die Johanniter über: „Der Sultan marschierte nach Syrien, wandte sich gegen al-Markab und nahm die Belagerung dieser Festung der syrischen Franken auf. Die Besatzung übergab schließlich die Burg gegen freien Abzug und zog sich nach Tripolis zurück.“ Mit diesen wenigen dürren Worten beschrieb der Emir Ibn al-Furat in seiner Chronik die Kämpfe um die gewaltige Johanniter-Festung Markab. Für die mamlukische Geschichtsschreibung dieser Jahre ist dies fast typisch zu nennen: Die Franken waren nicht mehr der gefährliche und häufig angsteinflößende Gegner von einst. Daher fanden auch die Kämpfe mit ihnen in der sonst so ausführlichen arabischen Historiographie fast nur noch am Rande Beachtung – ganz anders als noch wenige Jahre zuvor.

Während man in Akkon ungeachtet des Verlusts des strategisch so wichtigen Bollwerks feierte und der Sultan somit ungestört den nächsten Waffengang vorbereiten konnte, ging der mongolische Herrscher des Iran in die di-plomatische Offensive. Noch 1285 schrieb der Ilkhan Arghun – der selbst Buddhist war, aber Juden und Chri-sten zu seinen engen Beratern zählte – an Papst Honorius IV. und forderte ihn zu gemeinsamem Vorgehen gegen die gefürchteten und verhaßten Mamluken auf. Denn unvergessen war am Hof des Ilkhan, daß die Mamluken 1260 bei Ain Dschalut (im heutigen Israel) der mongolischen Expansion im Vorderen Orient ein blutiges Ende bereitet hatten.

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Doch Arghun erhielt keine Antwort aus Rom. So schickte er zwei Jahre später erneut eine Gesandtschaft ins Abendland. Angeführt wurde sie von dem aus China stammenden Prälaten Rabban Sauma. Über Konstantinopel und Neapel begab er sich zunächst nach Rom. Dort aber war der Papst kurz zuvor verstorben, und die anwesenden Kardinäle erkannten die Tragweite seiner Botschaft nicht. Statt dessen verwickelten sie ihn in theologische Streitgespräche und schmähten seinen nestorianisch-christlichen Glauben. Enttäuscht reiste Rabban Sauma nach Paris weiter, wo er mit allen Ehren empfangen wurde. König Philipp IV. verstand sein Anliegen und zeigte sich beeindruckt, legte sich hinsichtlich eines neuen Kreuzzugs aber nicht fest. Immerhin ernannte er einen Gesandten, der mit Rabban Sauma zurück zum Ilkhan reisen sollte, um dort Einzelheiten eines Bündnisses zu erörtern.

Nicht anders erging es Arghuns Abgesandten in London. König Eduard I. hatte zwar stets mit politischem Weitblick ein Bündnis mit den Mongolen befürwortet, doch konkrete Zusagen für ein militärisches Eingreifen im Orient machte auch er nicht. Auf der Rückreise traf Rabban Sauma mit dem neuen Papst Nikolaus IV. zusammen. Trotz freundschaftlichen Einvernehmens gab ihm jedoch auch das Oberhaupt der lateinischen Christenheit letztlich nur wohlwollende Worte sowie Briefe und Geschenke an seinen Herrn mit auf den Weg. Mit der bitteren Einsicht, daß Europas Mächtige nicht bereit waren, für die Rettung des Heiligen Landes mehr zu geben als vage Versprechungen, trat Rabban Sauma die Heimreise an.

Prof. Dr. Peter Thorau

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