Erich Mielke, von 1957 bis 1989 Minister für Staatssicherheit (Stasi), war von der Fleißarbeit seiner Mitarbeiter offenbar angetan – entsprechend dick fiel sein Lob aus. Im Vorwort bezeichnete er das „Wörterbuch der politisch-operativen Arbeit“ – genutzt in Form einer immer wieder überarbeiteten und ergänzten Loseblattsammlung – als „wertvolles Hilfsmittel zur weiteren Qualifizierung der Mitarbeiter, mit maximaler Kraft am Feind zu arbeiten“. In „schöpferischer Zusammenarbeit“ der Angehörigen der Juristischen Hochschule in Potsdam-Eiche mit „Leitern und Mitarbeitern aller operativer Linien“ des MfS, so schwärmte der Minister, sei ein Nachschlagewerk entstanden, „das die Erfahrungen über den effektivsten Einsatz unserer operativen Kräfte und Mittel sowie die reichen Erkenntnisse über die Leitung und Organisation der tschekistischen Arbeitsprozesse ausgeschöpft, wissenschaftlich durchdrungen und verallgemeinert“ habe. Es stelle somit die „notwendige einheitliche operative Fachsprache“ zur Verfügung, „um gegebene Befehle und Weisungen präziser und zielstrebiger durchzusetzen“.
Worum ging es bei diesen „tschekistischen Arbeitsprozessen“, von denen Mielke in Anlehnung an die Arbeit der ersten bolschewistischen Geheimpolizei, der Tscheka, sprach? Erstmals erhielt ein Millionenpublikum im Jahr 2006 durch Florian Henckel von Donnersmarcks Film „Das Leben der Anderen“ einen näheren Eindruck von den Praktiken des Überwachungsapparats der DDR-Staatssicherheit. In der Rolle des anfangs noch systemtreuen Offiziers erklärt Ulrich Mühe seinen Studenten, wie Verhörmethoden in Stasi-Gefängnissen erfolgreich verlaufen, wenn der Delinquent zuvor physisch und psychisch gebrochen werde. Später sieht man ihn bei seiner alltäglichen Spitzelarbeit gegen einen unbequemen Autor, dessen Wohnung zuvor verwanzt wurde – die Aktivitäten reichen vom Sichern von Geruchsspuren in Einmachgläsern bis hin zum Anfertigen minutiöser Abhörprotokolle mit Stasi-typischen Abkürzungen wie „GV (von – bis)“ für „Geschlechtsverkehr“…
Autor: Dr. Dirk Schindelbeck
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 12/2018.