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Sonderveröffentlichung

Ein Schlossbau der Superlative

In der Konsequenz wurde gespart, wo immer dies möglich war: Die Arbeiter errichteten nur die Außenwände massiv, die Innenwände hingegen in einfacher Fachwerkbauweise. Bei der Innenausstattung, Stuckarbeiten und Wandmalereien wurde auf die Anwerbung auswärtiger Spezialisten verzichtet – die Aufträge gingen stattdessen an günstiger arbeitende, lokale Handwerker.

Trotz der begrenzten Mittel und den durch andauernden Krieg gravierenden Mangel an Fachkräften schritt das von Andreas Rudolph geleitete und nach Plänen von Caspar Vogel ausgeführte Bauprojekt zügig voran. Schon nach drei Jahren konnte die Schlosskirche eingeweiht werden und Ernst mit seiner Familie den ersten Stock des Hauptflügels beziehen. Das ganze Ensemble fand binnen rund zehn Jahren seinen Abschluss.

Bildungswesen mit modernen Elementen, aber sittlich streng ausgerichtet

Als Landesvater sollte Ernst der Fromme bis zu seinem Tod im Jahr 1675 ein strenges Regiment führen. Ganz oben auf seiner politischen Agenda stand der Aufbau eines modernen Bildungswesens. Dadurch sollte einerseits der Fachkräftemangel behoben werden, ein noch höheres Ziel war jedoch die sittliche Erziehung seiner Untertanen. Ernst war überzeugt, dass der Krieg als göttliche Strafe über das Land gekommen war. Nur durch die innere Umkehr jedes einzelnen Untertanen könne er beendet und könnten neue Kriege verhindert werden. Seine Bildungsbestrebungen dienten der Aufrichtung und dem Erhalt einer neuen geistlichen, sittlichen und politischen Ordnung.

Resultat war eine außerordentlich innovative Bildungspolitik. Nicht nur wurde in Gotha 1642 die allgemeine Schulpflicht für Jungen und Mädchen zwischen fünf und zwölf Jahren eingeführt, es wurde auch mit den neuesten pädagogischen Konzepten der Zeit gearbeitet. Ziel des Unterrichts war ein echtes Verständnis der Inhalte. Statt auf stures Auswendiglernen zu setzen, sollten Anschaulichkeit und die praktische Anwendung des Gelernten im Vordergrund stehen. Lehrer sollten zugewandt und väterlich mit den Kindern umgehen – die Prügelstrafe war in Gotha verpönt.

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Die Schattenseite der Bemühungen um die sittliche Besserung der Untertanen war ein ausgeklügeltes Überwachungs-, Melde- und Korrektursystem. So wurden etwa Pfarrer verpflichtet, den Lebenswandel ihrer Gemeindemitglieder bei den regelmäßig durchgeführten Visitationen offenzulegen. Lokale „Rügegerichte“ wurden abgehalten, um die immer neuen Verordnungen des Landesherrn, die tief in das Privatleben seiner Untertanen eingriffen und dieses bis ins Detail regelten, auch durchzusetzen.

Dabei war sich Ernst seiner eigenen Vorbildfunktion und der seines Hofstaates durchaus bewusst. Folglich herrschten auch auf Schloss Friedenstein strenge Verhaltensvorschriften. Glücksspiel sowie übermäßiger Tabak- und Alkoholkonsum waren verboten. Große Feiern waren die absolute Ausnahme, an Ausgaben für Musik, Theater oder die Jagd wurde gespart. Schließlich, so Herzog Ernst, „bestehet des Fürstenamt nicht in groser Pomp und äußerlichen Anstalt, sondern vielmehr in ordentlicher Führung des Regiments und fleißiger guter Aufsicht.“

Diesem testamentarischen Hinweis an seine Nachfolger zum Trotz änderte sich das Leben im Schloss Frieden-stein unter Ernsts Sohn Friedrich deutlich – hatte dieser doch bei seiner Kavalierstour Zeit am Hof Ludwigs XIV. von Frankreich verbracht und das dortige Zeremoniell kennengelernt. Friedrich übernahm viele Elemente und passte die Raumfolge auf Friedenstein entsprechend an. Auch der Sinn für Mode und die Festkultur am Gothaer Hof erlebten einen deutlichen Aufschwung.

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