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Sonderveröffentlichung

Die starke Frau von Gotha

Die Markgrafschaft Meißen, Kernland des späteren Kurfürstentums, Königreichs und heutigen Freistaats Sachsen, war 929 im Zuge der deutschen Expansion in die slawischen Gebiete östlich von Elbe und Saale entstanden. Seit 1089 herrschten hier die Wettiner, ein sächsischer Adelsklan, dessen Stammburg sich knapp 18 Kilometer nördlich von Halle über dem östlichen Saale-Ufer erhebt. Die Verbindung mit Thüringen entstand durch Erbfolge.

Zum Zeitpunkt seiner Eheschließung mit Elisabeth von Lobdeburg saß Friedrich der Freidige dort freilich nicht gerade fest im Sattel. Der seit 1292 amtierende deutsche König Adolf von Nassau, später auch sein Nachfolger Albrecht von Habsburg, machte Ansprüche auf die Landgrafschaft geltend. Friedrich und sein jüngerer Bruder Dietrich setzten sich bewaffnet zur Wehr. Belagerungen und Scharmützel folgten aufeinander bis 1307, als die königlichen Truppen bei Lucka im äußersten Osten des Landes eine vernichtende Niederlage erlitten.

Die Machtfrage war damit in Friedrichs Sinn geklärt, und auch der Fortbestand der Dynastie war gesichert, als Elisabeth 1310 in Gotha einen Sohn zur Welt brachte. Auf die Nachricht seiner Geburt hin blies der glückliche Vater einen geplanten Feldzug gegen die Abtei Fulda umgehend ab. Der Sohn erhielt den Namen seines Vaters. Bekannt wurde er später als Friedrich II., der Ernsthafte.

In der Not übernimmt Elisabeth die Zügel – und betreibt Heiratspolitik

Gut zehn Regierungsjahre waren Friedrich dem Freidigen noch vergönnt. Während eines Aufenthalts in Eisenach erlitt er im Mai 1321 einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Es war der Moment, der seine Gattin in eine neue Rolle beförderte, die der politischen Entscheidungsträgerin. Der Landesherr bettlägerig und außerstande, sich noch zu äußern, sein künftiger Nachfolger gerade mal elf Jahre alt: Die Verantwortung für die Zukunft der wettinischen Länder lag fortan bei Elisabeth. Sie führte die Regierungsgeschäfte für ihren Mann und nach dessen Tod 1323 weitere sechs Jahre bis zur Volljährigkeit für ihren Sohn.

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Um dessen Zukunft ging es bei der wichtigsten politischen Entscheidung in dieser Zeit. Für den jungen Friedrich hatte die Mutter zunächst eine Verbindung mit der in Böhmen herrschenden luxemburgischen Dynastie ins Auge gefasst. Eine Tochter König Johanns lebte bereits eine Weile auf der Wartburg, um ihre künftige Rolle als Landgräfin einzuüben. Doch dann meldete sich kein Geringerer als der Kaiser mit einem
attraktiveren Vorschlag. Ludwig IV. aus dem Haus Wittelsbach brachte eine Ehe seiner Tochter Mechthild mit dem jungen Friedrich ins Gespräch.

Elisabeth reagierte prompt. Sie schickte die böhmische Prinzessin nach Hause, nahm den Verdruss des Vaters in Kauf, der mit bewaffneter Macht in der Lausitz einfiel, und handelte 1323 in Regensburg persönlich mit Ludwig die Modalitäten aus. Die Eheschließung, die mit der Volljährigkeit des Prinzen 1329 in Nürnberg gefeiert wurde, trug den Wettinern das Pleißenland mit den bis dahin reichsfreien Städten Zwickau, Chemnitz und Altenburg ein. Damit schloss sich eine territoriale Lücke zwischen ihren sächsischen und thüringischen Besitzungen. Nach dem Tod des Gatten wurden Elisabeth Burg und Stadt Gotha als Witwensitz zugesprochen. Hier hatte sie geheiratet, hier zwei Kinder geboren. Für Gotha sprach nicht zuletzt auch die im Vergleich zur Wartburg relativ zentralere Lage. Energischen Widerstand leistete Elisabeth, als der Sohn sie drängte, ihm Gotha im Austausch gegen eine andere Ortschaft abzutreten. Im Ergebnis konnte Elisabeth Gotha behalten, wo sie Burg Grimmenstein zu einer repräsentativen Residenz ausbaute. Ihre Urkunden pflegte sie als „Herrin von Gotha“ zu unterzeichnen.

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