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Die Schleier der heiligen Frau

Kaiserin Kunigunde

Die Schleier der heiligen Frau
Kunigunde gehört zu den wenigen Herrscherinnen des Mittelalters, die in den Rang der Heiligkeit aufstiegen. Der Kult verklärte die Geschichte der irdischen Kaiserin und verlieh ihr ideale Züge. Dahinter verschwand die historische Person. So tritt uns Kunigunde heute als Frau, als Kaiserin, als Heilige und als Chiffre entgegen.

Der Schleier Kunigundes, so erzählt man, rettete Bamberg vor der Zerstörung. Die Patronin Frankens versteckte im Zweiten Weltkrieg ihre Bischofsstadt an der Regnitz bei feindlichen Fliegerangriffen im Nebel und verschonte sie dadurch vor Bomben. Viele Schleier umhüllen die Heldin dieser Geschichte. Schemenhaft nur tritt sie uns aus den Schatten der Jahrhunderte entgegen, denn die Nachgeborenen veränderten mit ihren Sehnsüchten die Konturen der heiligen Kaiserin. Kunigundes Aufnahme in die Schar der Heiligen erfolgte – 54 Jahre nach der Kanonisation ihres Mannes Heinrich II. – am 29. März 1200 an der römischen Kurie.

Am 3. April 1200 verkündete Papst Innocenz III. seine Entscheidung der Bamberger Kirche und der ganzen Christenheit in zwei feierlichen Urkunden. Mehr als ein Jahr später, am 9. September 1201, wurden die heiligen Gebeine im Bamberger Dom aus der Gruft in einen Altar erhoben. Der feierliche Staatsakt zielte in einen Streit hinein, der damals Reich und Kirche in Atem hielt. Seit 1198 kämpften zwei Könige um die Krone, der Staufer Philipp von Schwaben und der Welfe Otto IV., Söhne Kaiser Friedrich Barbarossas und Herzog Heinrichs des Löwen. Gerade hatte sich der Papst für den Welfen entschieden und Philipp als Feind der Kirche gebannt. In angefochtener Lage scharte der staufische König die Mehrheit der Reichsfürsten um sich und leitete im Bamberger Dom die Translation Kunigundes. Die heilige Kaiserin sollte die Rechtmäßigkeit des gebannten Königs bekräftigen.

Seither halfen Kunigunde und ihre Reliquien den Menschen auf viele Arten: vor allem den Frauen, die sich Kinder wünschten, den Gebärenden, die kaum die Wehen ertrugen, den Verzweifelten, die in vorbildlicher Frömmigkeit Halt suchten. Die Kaiserin ohne Kinder rückte seit dem 13. Jahrhundert in die Nähe der jungfräulichen Gottesmutter, nahm manche ihrer Züge an und verschmolz im Blick vieler Gläubigen fast mit Maria. Daß die Kunigunden-Translation 1201 einen Tag nach dem hohen Feiertag von Mariens Geburt stattfand, war kaum ein Zufall. Das Marien- und das Kunigundenfest am 8. und 9. September bildeten fortan Höhepunkte im liturgischen Jahreslauf…

Ausstellung „Kunigunde, empfange die Krone – Szenen einer Krönung“ – so lautet der Titel einer Ausstellung, die im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn vom 24. August bis zum 13. Oktober 2002 gezeigt wird. Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Bonifatius Verlag Paderborn. Die Gemahlin Heinrichs II. wurde vor 1000 Jahren im Paderborner Dom als erste Königin des ostfränkischen Reiches gekrönt. In der Ausstellung sind zahlreiche Handschriften, aber auch Schmuck und andere kunsthandwerkliche Arbeiten zu sehen.

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Prof. Dr. Bernd Schneidmüller

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