Nicht auszudenken, dass sie ihrer „Herrschaft“ beim morgendlichen Kaminanzünden unter die Augen treten könnte! Von dieser Angst getrieben, hetzt das Dienstmädchen Daisy tagtäglich in aller Herrgottsfrühe durch die prächtigen Gemächer von „Downton Abbey“. Das Anwesen ist Schauplatz der gleichnamigen britischen Fernsehserie, die inzwischen europaweit ein großes Publikum in ihren Bann gezogen hat. Nicht zuletzt deshalb, weil die TV-Produktion eindringliche Einblicke gewährt in zwei versunkene, eng miteinander verwobene Welten: die Welt des Hochadels einerseits und die Welt seiner Bediensteten andererseits, beide vereint unter einem Dach und beseelt von der Pflicht, die Ehre der fiktiven Familie Crawly hochzuhalten. Daisy, das Dienstmädchen, steht dabei am untersten Ende der Hierarchie, direkt unterstellt der Köchin des Hauses. Kontakt mit der hausherrlichen Familie, so will es das ungeschriebene Gesetz, hat sie tunlichst zu vermeiden. Als „dienstbarer Geist“ soll Daisy möglichst unbemerkt ihrer Arbeit nachgehen.
Gerade dieser Grad der Selbstaufgabe, dieses Leben für die anderen, deren Dünkel man annahm und deren Stolz und Ehre man auch auf sich bezog, lässt uns wohl das Dienstverhältnis heute so fremdartig erscheinen, so dass es zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu einem Faszinosum wird. 100 Jahre zuvor, zu dem Zeitpunkt, an dem die TV-Serie einsetzt, war die Blütezeit des Dienstmädchenberufs eigentlich bereits vorüber. Seine Hochzeit erlebte dieser im 19. Jahrhundert: Immerhin 20 Prozent aller registrierten Erwerbstätigen im deutschen Kaiserreich waren Dienstmädchen, unter allen Frauenberufen rangierte der häusliche Dienst an erster Stelle. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 10/2013.
Prof. Dr. Gunilla Budde
Hadern mit dem „schönen Geschlecht“
