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„Camp follower“ und Kombattantin

Frauen im Amerikanischen Bürgerkrieg

„Camp follower“ und Kombattantin
Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861–1865) führte nicht nur zur Abschaffung der Sklaverei, sondern veränderte auch die Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Die oft mehrjährige Abwesenheit von über drei Millionen Männern prägte die Heimatfront der Süd- wie der Nordstaaten. Frauen übernahmen neue Aufgaben, waren oft Opfer des Krieges – und sie griffen aktiv in diesen ein.

Die Aufgaben, vor denen die Frauen standen, unterschieden sich je nach ihrem sozialen Kontext. In der weißen Oberschicht der Südstaaten etwa übernahmen Ehefrauen abwesender Plantagenbesitzer in der Regel die Verwaltung und damit die Unternehmensleitung und wurden zur Herrin über eine Reihe von Sklaven. Dagegen galt die Hauptsorge von Frauen der Mittel- und Unterschichten dem Familienunterhalt, denn der Sold allein konnte den Wegfall oft mehrerer männlicher Versorger nicht kompensieren.

In den Südstaaten war der Schutz der weißen Frau integraler Bestandteil des Ehrenkodex, der die patriarchalischen Strukturen untermauerte. Der Krieg stellte diese Regeln radikal in Frage, denn die Männer mußten sehr bald erkennen, daß sie auf den aktiven Einsatz der Frauen an der Heimatfront angewiesen waren.

Der Amerikanische Bürgerkrieg war ein Verschleißkrieg mit über 620000 gefallenen Soldaten – und vielen zivilen Opfern (siehe DAMALS 8-2000). Die Forschung hat ihre Zahl noch immer nicht hinreichend erfaßt, doch steht fest, daß sie primär in den Südstaaten zu finden waren und zahlreiche Frauen und Kinder umfaßten, die aufgrund mangelnder Ernährung und Seuchen an der Heimatfront oder in den Flüchtlingstrecks starben. Frauen nahmen aber auch aktiv am Krieg teil: als Krankenschwester oder Abolitionistin, Kombattantin, Spionin oder schlicht als Bürgerin im Kampf gegen die „Yankee-Okkupation“.

Bereits am Vorabend des Krieges hatten sich zahllose Frauen bei den Abolitionisten (der Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei) engagiert – allen voran Lucretia Mott, Angelina und Sarah Grimke sowie Maria Chapman. Die dabei erworbene Organisationserfahrung setzten sie nach Kriegsbeginn für den Aufbau der U.S. Sanitary Commission (USSC) ein, einer Hilfsorganisation, in der Tausende von Frauen aktiv wurden. Die Initiative dazu ging von New Yorker Frauenverbänden aus, die sich von der Tätigkeit britischer Frauen im Krimkrieg inspirieren ließen (siehe Seite 28); unter der Leitung von Elizabeth Blackwell, die 1849 als erste Frau den amerikanischen Doktorgrad in Medizin erworben hatte, riefen über 3000 Frauen auf einer Massenveranstaltung kurz nach Kriegsbeginn die Women’s Central Association for Relief (WCAR; Kern der USSC) ins Leben. Allerdings: Obwohl Frauen die USSC gründeten und aufbauten, wurden zwei Männer zum Präsidenten bzw. Generalsekretär berufen.

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Die USSC koordinierte mehr als 7000 lokale und regionale nordstaatliche Hilfsorganisationen, für die insgesamt über 30 Millionen Dollar gesammelt wurden – hauptsächlich von Frauen. Frauen verteilten Tonnen von Nahrungsmitteln, organisierten die medizinische Versorgung, leisteten Unterstützung bedürftiger Angehöriger von Soldaten und Veteranen und gründeten Hilfsgesellschaften für Flüchtlinge und displaced persons, die zwischen die Fronten geraten waren; es gibt erschütternde Berichte von Mitarbeiterinnen der USSC aus den Flüchtlingslagern, die von der Forschung bisher nur in Teilen ausgewertet wurden. Die USSC inspizierte auch Militärkrankenhäuser, evakuierte verwundete und kranke Soldaten von den Schlachtfeldern, kaufte und verwaltete „schwimmende Hospitäler“ und rekrutierte Tausende von Krankenschwestern. Die bekannteste war der „Engel der Schlachtfelder“ Clara Barton, die spätere Begründerin des amerikanischen Roten Kreuzes. Manche Frauen führten mit der Regimentsfahne in den Händen sogar Soldaten in den Kampf und wurden als „Töchter des Regiments“ ausgezeichnet. Die Frauen der USSC waren ehrenamtliche Mitarbeiterinnen, und die von den Hilfsorganisationen angestellten Krankenschwestern erhielten lediglich ein Fünftel der Bezahlung des männlichen Krankenhauspersonals…

Prof. Dr. Jörg Nagler

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