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Bücher zum Titelthema „Flucht und Vertreibung“

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Bücher zum Titelthema „Flucht und Vertreibung“

Überblicke Das Thema „Flucht und Vertreibung der Deutschen” hat Hochkonjunktur. In den letzten Jahren hat sich die Forschung nach der zumindest teilweisen Öffnung der osteuropäischen Archive verstärkt diesen Fragen zugewandt, und im vergangenen Jahr haben ARD und ZDF vielbeachtete Dokumentationen ausgestrahlt. Als Begleitband der ARD-Dokumentation entstand das Buch von K. Erik Franzen „Die Vertriebenen”. Nicht nur die Flucht aus Ostpreußen, Schlesien, die Vertreibung aus Polen und das Schicksal der Sudetendeutschen werden geschildert, sondern auch der schwierige Neuanfang im Westen erhält breiten Raum. Zahlreiche Erlebnisberichte von Betroffenen sind in die Darstellung eingegangen, die sich durch einen wohltuend sachlichen Stil auszeichnet. Historische Exkurse vermitteln zusätzliches Hintergrundwissen. K. Erik Franzen, Die Vertriebenen. Hitlers letzte Opfer. Econ Taschenbuch, Berlin/München 2002, 334 Seiten, € 9,95.

Einen guten Einstieg ins Thema bietet auch das Buch von Guido Knopp und seinen Mitarbeitern, das die Grundlage der ZDF-Dokumentation zu diesem Thema bildete. Thematisch ähnlich wie der Band von Franzen angelegt, erreicht die Publikation durch eine Vielzahl von eindrucksvollen Zitaten und Bildern eine hohe Anschaulichkeit, wirkt jedoch in den Formulierungen manchmal reißerisch und bietet weniger Analyse.

Guido Knopp, Die große Flucht. Das Schicksal der Vertriebenen. Verlag Econ/Ullstein/List, Berlin/München 2001, 416 Seiten, € 25,–. Auch als Video, 5 Kassetten, ZDF Chronik 2002, € 69,95.

Erinnerungen Entgegen den Behauptungen zum Erscheinen des Buchs von Günter Grass „Im Krebsgang”, das sich mit dem Untergang der „Gustloff” auseinandersetzt, ist der Themenkomplex keineswegs völlig tabuisiert und verdrängt worden. Vielmehr gab es schon lange vor Grass eine ganze Reihe autobiographischer Zeugnisse von Betroffenen, die eindrucksvoll und präzise eigene Erlebnisse schildern und dem Leser spannende Einblicke in die damaligen Geschehnisse vermitteln. Zu nennen sind hier etwa die immer wieder neu aufgelegten Erinnerungen von Christa Wolf, Marion Gräfin Dönhoff, von Christian Graf von Krockow und von Hans Graf von Lehndorff.

Günter Grass, Im Krebsgang. Eine Novelle. Steidl Verlag, München 2002, 216 Seiten, € 18,–. Christa Wolf, Kindheitsmuster. Luchterhand Literaturverlag, München 2002, 593 Seiten, € 14,–. Marion Gräfin Dönhoff: „Namen die keiner mehr nennt.” Ostpreußen – Menschen und Geschichte. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001, 132 Seiten, € 6,50. Christian Graf von Krockow, Die Stunde der Frauen. Bericht aus Pommern 1944 bis 1947. 10. Aufl. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 1998, 254 Seiten, € 17,40. Hans Graf von Lehndorff, Ostpreußisches Tagebuch. Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945-1947. Neuauflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997, 296 Seiten, € 10.

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Die Vertreibung – Voraussetzungen Die Frage, wie es überhaupt zur Vertreibung von Millionen Deutschen kommen konnte, wird durch das Buch von Detlef Brandes beantwortet. Die Alliierten hatten sich das Konzept der “ethnischen Säuberung” zu eigen gemacht, das auf dem Gedanken beruht, Konflikte mit Minderheiten innerhalb von Nationalstaaten seien am besten durch “Homogenisierung”, d. h. durch die Aussiedlung der Minderheiten zu lösen. Pläne gab es für die Deutschen und Magyaren in der Tschechoslowakei seit dem Münchner Abkommen und für die Deutschen in Polen und den Ostgebieten seit Kriegsbeginn. Brandes zeichnet minutiös Pläne und Entscheidungsprozeß der Alliierten nach, in den auch die Exilregierungen der Tschechoslowakei und Polens mit einbezogen wurden.

Detlef Brandes, Der Weg zur Vertreibung 1938 – 1945. Pläne und Entscheidungen zum “Transfer” der Deutschen aus der Tschechoslowakei und aus Polen. Oldenbourg Verlag, München 2001, 502 Seiten, € 34,80.

Einzelne Regionen Auch in Polen hat es in den letzten Jahren eine intensive Diskussion um die Vertreibung der Deutschen und das Verhalten der polnischen Bevölkerung bzw. der Verwaltung gegeben, eine Diskussion, die die Studie von Bernadetta Nitschke berücksichtigt. Ausgehend von der Bevölkerungssituation östlich von Oder und Neiße zu Kriegsende, kennzeichnet Nitschke die Lebens- und Versorgungssituation der Deutschen vor Ort, ihre Internierung in Lager, ihre Flucht und Zwangsaussiedlung; außerdem die zunächst durch Haß und dem Wunsch nach Vergeltung geprägte Haltung der Polen, aber auch die zunehmenden Versuche der polnischen Verwaltung, die Übergriffe auf Deutsche zu unterbinden, schließlich die Kompetenzstreitigkeiten zwischen ihr und den sowjetischen Militärkommandanturen. Außerdem wird auf das problematische Schicksal der polnischstämmigen “Reichsdeutschen”, der sogenannten “Autochthonen” in den zuvor von den Deutschen besetzten Gebieten eingegangen, die in den “Verifizierungsverfahren” ähnlichen Drangsalen wie die Deutschen ausgesetzt waren. Bernadetta Nitschke, Vertreibung und Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus Polen 1945 bis 1949. R. Oldenbourg Verlag, München 2002, 400 Seiten, € 34,80.

Weitere Forschungen zu diesem Themenkreis können sich neuerdings auf eine vorzügliche Edition von polnischem Archivmaterial stützen, die von vier deutschen und vier polnischen Historikern und Historikerinnen erstellt wurde. Besonders deutsche Leser erhalten durch die vielen erstmals in deutscher Sprache veröffentlichten Texte neue Aufschlüsse über die Verhältnisse in den ehemaligen reichsdeutschen Ostgebieten, vor allem aus der Perspektive der damaligen polnischen Behörden. Drei der vier geplanten Bänden sind bisher erschienen.

Wlodzimierz Borodziej/Hans Lemberg (Hrsgg.), “Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden…” Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven, Band 4,I bis Band 4,III, Verlag Herder-Institut, Marburg 2000-2002, insgsamt 728 Seiten, je Band € 71,–.

Siehe auch: Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (Hrsg.), Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa. Bearbeitet von Theodor Schieder. 5 Bände und 3 Beihefte, Neudruck Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1984, insgesamt 5262 Seiten, € 62,48

Weitere Literatur zur Vertreibung: Agnes Toth, Migrationen in Ungarn 1945-1948. Vertreibung der Ungarndeutschen, Binnenwanderungen und slowakisch-ungarischer Bevölkerungsaustausch. R. Oldenbourg Verlag, München 2001, 248 Seiten, € 24,80.

Detlef Brandes/Edita Ivanicková/Jirí Pesek (Hrsgg.), Erzwungene Trennung. Vertreibung und Aussiedlung in und aus der Tschechoslowakei 1938-1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien. Klartext-Verlag, Essen 1999, 328 Seiten, € 21,50.

Tomás Stanek, Verfolgung 1945. Die Stellung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien (außerhalb der Lager und Gefängnisse). Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 2002, 261 Seiten, € 24,90. Freya Klier, Verschleppt ans Ende der Welt. Schicksale deutscher Frauen in sowjetischen Arbeitslagern. Ullstein Verlag, Berlin 1998, 350 Seiten, € 8,50.

Neuanfang in West und Ost Die schrecklichen Erlebnisse, Ängste und das Gefühl der Entwurzelung, die die Menschen während der Flucht und Vertreibung zu ertragen hatten, mußten in der Folgezeit bewältigt werden. Hinzu kam, daß der Neubeginn im Westen vielfache Anstrengungen erforderte und der Empfang in der neuen Umgebung eher abweisend als einladend ausfiel. In dem von Rainer Schulze herausgegebenen Sammelband „Zwischen Heimat und Zuhause” wird ein vielschichtiges Bild des Integrationsprozesses entworfen, wenn etwa der Wohnungsbau, die Schule als „Schmelztiegel”, die politische Integration und die Verarbeitung von Flucht und Vertreibung in der Literatur angesprochen werden.

Rainer Schulze/ Reinhard Rohde/ Rainer Voss (Hrsgg.), Zwischen Heimat und Zuhause. Deutsche Flüchtlinge und Vertriebene in (West-)Deutschland 1945-2000. Secolo Verlag 2001, Osnabrück 2001, 304 Seiten, € 20,50.

Mehr zum Thema: Sylvia Schraut/Thomas Grosser (Hrsgg.), Die Flüchtlingsfrage in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Palatium-Verlag, Mannheim 1996, 423 Seiten, € 24,–.

Dierk Hoffmann/Marita Krauss/Michael Schwartz (Hrsgg.), Vertriebene in Deutschland. R. Oldenbourg Verlag, München 2000, 474 Seiten, € 79,80.

Albrecht Lehmann, Im Fremden ungewollt zuhaus. Flüchtlinge und Vertriebene in Westdeutschland 1945-1990. C. H. Beck Verlag, München, 2. Aufl. 1993, 265 Seiten, € 7,50.

Elke Mehnert (Hrsg.), Landschaften der Erinnerung. Flucht und Vertreibung aus deutscher, polnischer und tschechischer Sicht, Verlag Peter Lang, Frankfurt/Main 2001, 464 Seiten, € 50,10.

Die Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und die Lebensbedingungen der Vertriebenen im Osten Deutschlands hat dagegen Philipp Ther vergleichend zu den Verhältnissen in Polen analysiert. Kennzeichnend für die Politik in der SBZ/DDR war zunächst das Bemühen, die Vertriebenen zu unterstützen und ihnen dadurch gleiche Lebensbedingungen wie den Einheimischen zu eröffnen, wobei ihnen allerdings nie ein Lastenausgleich – wie im Westen – zugesprochen wurden. Seit 1948 überwog dann das Mißtrauen gegenüber den Vertriebenen, galten diese doch als politisch unzuverlässig und zu wenig sowjetfreundlich.

Philipp Ther, Deutsche und polnische Vertriebene. Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945-1956. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, 382 Seiten, € 39,–.

Mehr zum Thema: Dierk Hoffmann/Marita Krauss/Michael Schwartz (Hrsg.), Geglückte Integration? Spezifika und Vergleichbarkeiten der Vertriebenen-Eingliederung in der SBZ/DDR. R. OldenbourgVerlag, München 1999, 398 Seiten, € 54,80.

Die Folgen Einem ganz besonderen Aspekt der Folgen von Flucht und Vertreibung ist das Buch von Klaus Mittermaier gewidmet, nämlich dem deutschen Suchdienst, dessen Leiter der Autor seit 1986 ist. 1945 in Flensburg gegründet und dem Deutschen Roten Kreuz angegliedert, stellte der Suchdienst für Tausende die einzige Möglichkeit dar, Kontakt zu ihren verschollenen Angehörigen aufzunehmen. Mittermaier schildert die Arbeit des bis heute existierenden Suchdienstes und läßt auch Betroffene und Zeitzeugen mit ihren oft bewegenden Schicksalen zu Wort kommen.

Klaus Mittermaier, Vermißt wird… Die Arbeit des deutschen Suchdienstes. Ch. Links Verlag, Berlin 2002, 189 Seiten, € 16,90.

Dr. Heike Talkenberger

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