Im März 1938 begann auch in Österreich die nationalsozialistische Judenverfolgung und -vernichtung. Die historische Forschung erschließt nun einen wichtigen Aspekt: die Reaktionen der jüdischen Bevölkerung darauf. Am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften arbeiten die Autorinnen zusammen mit Dieter J. Hecht an einer Quellenedition. Es werden sowohl Selbstzeugnisse wie Briefe, Tagebücher, Memoiren oder Interviews als auch Zeitungsartikel, Eingaben und andere Dokumente gesammelt und gesichtet. Die aussagekräftigsten Quellen werden ediert, historisch eingeordnet und durch die Biographien der genannten Personen ergänzt.
Ein besonders wichtiger Quellenbestand sind die Aktennotizen der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien. Die Wiener Gestapo hatte sie nach einer Razzia am 18. März 1938 geschlossen und die führenden Funktionäre, darunter auch den damaligen Amtsdirektor Josef Löwenherz (Galizien 1884 – New York 1960) festgenommen. Adolf Eichmann, Leiter des SD-Referats II-112 im Abschnitt Oberdonau und zuständig für „Judenfragen“, nutzte das so entstandene Vakuum, um die Kontrolle über die Gemeinde an sich zu reißen. Er zwang Löwenherz, einen Plan zur Neuorganisation der IKG zu entwerfen, der die „Förderung der Auswanderung“ und die „Fürsorge für ihre Mitglieder“ zu ihren zentralen Aufgaben machte…
Autorinnen: Dr. Eleonore Lappin-Eppel/Dr. Michaela Raggam-Blesch
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 04/2019