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„… allen ein Schnippchen geschlagen“

Faszinierende Figuren: Silvia Stolzenburg über Wilhelmina von Grävenitz

„… allen ein Schnippchen geschlagen“
Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft sprechen über historische Gestalten, die sie beeindruckt haben. In dieser Ausgabe: die Schriftstellerin Silvia Stolzenburg über die Mätresse Wilhelmina von Grävenitz.

Wie sind Sie auf diese Frau gestoßen?

Silvia Stolzenburg: Ich habe die ersten Jahre meines Lebens in dem schönen Dörfchen Brenz am Rande der Schwäbischen Alb verbracht. Dort steht ein für dieses winzige Kaff unglaublich tolles Renaissance-Schlösschen. Irgendwann fiel mir auf, dass ich über dieses Schloss gar nichts wusste – ich bin ja immer auf der Suche nach Geschichten. Da konnte ich dann mein Glück kaum fassen, als ich auf Wilhelmina von Grävenitz stieß, der das Schloss eine Zeitlang gehört hat.

Was hat Sie an ihr beeindruckt?

Sie war ja zunächst nichts weiter als eine Figur in einem Intrigenspiel von Männern. Ihr Bruder hat sie dem württembergischen Herzog Eberhard Ludwig als Mätresse quasi ins Bett gelegt. Mich beeindruckt, wie sie sich aus dieser Rolle des fremdbestimmten Instruments befreit und allen ein Schnippchen geschlagen hat. Sie wurde zu einer großen Staatsfrau, führte als „Landhofmeisterin“ die Geschäfte des gesamten Herzogtums. Während ihr Herzog zur Jagd ritt, hat sie den Laden geschmissen. Nicht zuletzt: Auf sie geht die Initiative zur Gründung von Schloss und Stadt Ludwigsburg zurück.

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Also eine Ausnahmegestalt unter den Mätressen?

Was ihr Bruder und die anderen Männer, die sie dem Herzog unterschoben, um die Kontrolle über ihn zu gewinnen, nicht auf der Rechnung hatten: Die beiden haben sich ineinander verliebt. Aus einer als Zweckgeschichte angedachten Mätressenbeziehung wurde die große Liebe. Dass sie obendrein sehr viel politisches Talent hatte und sehr, sehr hart arbeitete, bezeugte später auch ihr Privatsekretär.

Was hielten die Württemberger davon?

Das war die Kehrseite: Ihr wurde die ganze Verschwendungssucht des Herzogs zur Last gelegt. Sie wurde als Hexe verleumdet, die angeblich das Blut von Neugeborenen trank, wurde als „Landverderberin“ und Hure geschmäht. In ihren Wohnräumen im Schloss Brenz wurden nach ihrer Verbannung alle Bilder von ihr von der Wand gekratzt.

Mit dem Herzog war sie erstaunlich lange liiert, 24 Jahre. Was hatte sie, was andere Mätressen nicht hatten?

Ich schätze mal, sie hatte Charakter. Sie war einfach eine starke Frau, nicht das Blödchen, für das sie anfangs gehalten wurde.

Ihre negativen Eigenschaften?

Sie war auch sehr skrupellos. Das schätze ich nicht.

Interview: Dr. Winfried Dolderer

Silvia Stolzenburg geb. 1974, deutsche Schriftstellerin. Stu‧dium der Germanistik und der Anglistik in Tübingen, Promotion 2006. Seither Autorin zahlreicher Kriminal- und historischer Romane.

Wilhelmina von Grävenitz (1685 – 1744), von 1706 bis 1731 Mätresse, zeitweilig zweite Ehefrau des württembergischen Herzogs Eberhard Ludwig (1693 – 1733). Seit 1711 verheiratete Gräfin von Würben. Wichtigste politische Beraterin des Herzogs. Nach Verbannung aus Württemberg seit 1732 in Berlin.

 

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