Kurt Eisner ist im kollektiven Gedächtnis vor allem als führender Kopf der Revolution von 1918/19 in München, als erster bayerischer Ministerpräsident und als Opfer des heimtückischen Mordanschlags in Erinnerung geblieben, der in Bayern die Ausrufung der Räterepublik und eine Eskalation der Gewalt auslöste. Darüber hinaus herrscht bis heute Irritation darüber, dass es ausgerechnet einem in der Öffentlichkeit wenig bekannten, in Berlin geborenen Journalisten jüdischer Abstammung, dem noch dazu schöngeistige Neigungen nachgesagt wurden, gelingen konnte, in Bayern die Monarchie zu stürzen. Diese Vorstellung gibt bis heute Anlass zu vielen Missverständnissen und zur Verzerrung seines Bildes und macht es leicht, Eisner den Rang eines ernsthaften Politikers abzusprechen. Verstehen wird man ihn, seine Rolle in der Revolution und seine Bedeutung für den Aufbau eines demokratischen Bayern daher nur, wenn man seinen gesamten Lebensweg in den Blick nimmt.
Blickt man auf Eisners Herkunft und Kindheit, wird schnell klar, dass ihm die Rolle des Revolutionärs nicht in die Wiege gelegt wurde. Er stammte aus einer gutbürgerlichen Familie. Der Vater war selbständiger Fabrikant gewesen, hatte aber offensichtlich schon im Gefolge des preußisch-österreichischen Krieges von 1866 einen Großteil seines Vermögens verloren und deshalb seine Fabrik verkaufen müssen. Es ist davon auszugehen, dass der dadurch bedingte materielle Abstieg für die Familie eine traumatische Erfahrung darstellte…
Autor: Dr. Bernhard Grau
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 11/2018.