Wie fühlt man sich an dem Tag, an dem der Staat aufgelöst wird, in dem man gelebt hat?“, fragte die Reporterin vom WDR-Hörfunk. Wir saßen am Nachmittag des 3. Oktober 1990 auf der Terrasse eines Cafés am Kurfüstendamm in Berlin. Auf dem kreisrunden Marmortisch drehte sich die Spule des Aufnahmegeräts. Ich hätte gern etwas Kluges und Tiefsinniges gesagt. Doch gleichzeitig sollte es ehrlich und authentisch klingen. Vielleicht hätte man sagen sollen, wie unvorstellbar es noch vor einem Jahr gewesen wäre, hier am Ku’damm ohne Angst mit einer Journalistin eines „imperialistischen Massenmediums“ zu plaudern.
Allein die Tatsache, dass die S-Bahn am Bahnhof Friedrichstraße weiter in Richtung Westen fuhr, war elf Monate nach dem Mauerfall immer noch unglaublich. Aber das hätte vielleicht zu naiv geklungen. Die Hörer im Sendegebiet des WDR wollten bestimmt etwas erfahren von den großen Träumen und von der gescheiterten Utopie des Sozialismus. Davon redeten in der dahinsiechenden DDR gerade diejenigen viel, die in den vergangenen Jahren nicht gerade durch Träumereien, sondern durch rücksichtslose Machtausübung aufgefallen waren…
Autor: Dr. Stefan Wolle
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