Giacomo Casanova war ein Mensch des Ancien Régime. Als dieses Alteuropa der Monarchien mit ihren prunkvollen Höfen und der aristokratisch dominierten Stadtrepubliken in den Stürmen der Französischen Revolution und der von ihr ausgelösten Kriege unterging, brach für ihn eine Welt zusammen – dass er 1798, ein Jahr nach dem fast lautlosen Abtreten „seines“ Venedigs von der politischen Bühne, starb, ist von unüberbietbarer Symbolik. Dabei gehörte Casanova keineswegs zu den Glückskindern der Ständeordnung, in die er 1725 an der Lagune hineingeboren wurde; seine Eltern waren Schauspieler und rangierten damit weit unten auf der stufenreichen Skala der gesellschaftlichen Hierarchie.
Diese soziale Ordnung war nicht für ihn und seinesgleichen gemacht; umso mehr war er dafür geschaffen, sich dieses System zunutze zu machen und in ihm emporzukommen. Hätte es damals schon ein Melderegister mit Berufsbezeichnungen gegeben, seine hätte gelautet: Abenteurer, und zwar mehrfach diplomiert. Das war im 18. Jahrhundert ein anerkannter Karriereweg für niedriggeborene Seiteneinsteiger. Die „Diplome“ bestanden in Duellen, Gefängnisaufenthalten, amourösen Verhältnissen mit hochgeborenen Damen ebenso wie in allerlei geheimnisvollen Aktivitäten. Alle diese Leistungsnachweise konnte Casanova überreichlich erbringen. Dabei hielt er sich mit großer Klugheit von allzu riskanten Abenteuern – etwa höfischen Intrigen, Verschwörungen oder kirchenfeindlichen Umtrieben – fern und entging so dem Schicksal mancher Berufskollegen wie dem des sagenumwobenen Alessandro Cagliostro (1743 –1795), Sohn eines Handwerkers aus Palermo, der der Macht zu nahe kam und seine Tage in einem päpstlichen Festungsgefängnis beschloss…
Autor: Prof. Dr. Volker Reinhardt
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 09/2018.