Die Rassenkonzepte der Aufklärungszeit verbanden sich im 19. Jahrhundert mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gewannen dadurch enorm an gesellschaftlicher und politischer Wirkmächtigkeit. War es im 18. Jahrhundert umstritten gewesen, wie die menschlichen „Rassen“ im Rahmen des biblischen Schöpfungsmythos entstanden sein könnten, so lieferte Charles Darwins Evolutionslehre nun scheinbar eine naturgeschichtliche Erklärung. Darwin publizierte 1859 sein bahnbrechendes Werk „The Origins of Species by Means of Natural Selection“. Darin formulierte er die Theorie, dass als Entwicklungsprinzipien der Arten Variation, Vererbung und Überproduktion von Nachkommen eine Rolle spielen und sich eine natürliche Auswahl vollziehe, bei der die am besten Angepassten überleben.
Rasch wurden diese naturgeschichtlichen Mechanismen in Gestalt des sogenannten Sozialdarwinismus auch auf die menschliche Gesellschaft übertragen: Gemäß dieser Vorstellung bestand auch zwischen Individuen, „Völkern“ und „Rassen“ ein Wettkampf ums Überleben, den nur die Stärksten bestanden. Dieser Überlebenskampf wurde als Motor jeglichen Fortschritts betrachtet. Im späten 19. Jahrhundert stieß der Sozialdarwinismus bei den europäischen und nordamerikanischen Eliten auf große Resonanz. Auf der wirtschaftlichen Ebene diente er der Rechtfertigung eines schrankenlosen Kapitalismus. Die Klassenstruktur der Industriegesellschaften erschien als notwendiger Bestandteil eines natürlichen Entwicklungsvorgangs, staatliche Maßnahmen zur Minderung des Elends wurden als Behinderung des Ausleseprozesses abgelehnt…
Autor: Prof. Dr. Christian Koller
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 06/2018.