Im Morgengrauen versammelten sich die Männer des Königs, voran der örtliche Vogt, gefolgt von einigen bewaffneten Helfern – falls es Widerstand geben sollte. Man schrieb Freitag, den 13. Oktober 1307. Die Männer zogen zur Kommende der Templer und fanden diese gänzlich unvorbereitet. Der Coup gelang: Die Templer konnten ohne Widerstand festgenommen werden, überall in Frankreich gleichzeitig.
Vier Wochen zuvor hatte Philipp, genannt „der Schöne“ (1285 –1314), einen geheimen Brief an alle Vögte des Reichs versandt und sie über „verabscheuungswürdige Verbrechen, ja scheußliche Missetaten“ informiert, derer sich die Templer angeblich schuldig gemacht hätten. Um die ungeheuerlichen Vorwürfe zu klären, so der König, sollten „ausnahmslos alle Mitglieder desselbigen Ordens“ festgenommen und ihr Besitz beschlagnahmt werden. Die Polizeiaktion war gut vorbereitet: Der französische Hof hatte bereits vorher Spitzel in den Orden eingeschleust und insgeheim Güterverzeichnisse anlegen lassen. Noch am Vortag der Festnahme hatte der Großmeister des Ordens, Jacques de Molay, den König bei der Beerdigung von dessen Schwägerin, Catherine de Courtenay, gesehen – am nächsten Abend saß er dann in Haft, wie über 500 weitere Templer in ganz Frankreich. Der Verhaftungswelle entkamen wohl nur wenige Personen, darunter immerhin der Präzeptor (ein regionales Ordensoberhaupt) von Frankreich, Gérard de Villiers. Einen vergleichbar gut organisierten obrigkeitlichen Zugriff sucht man im Mittelalter vergeblich…
Autor: Dr. Christoph Mauntel
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 08/2018.